Athen drückt aufs Tempo Griechenland wagt den Schritt
09.04.2014, 08:41 Uhr
Griechenland will zwei Milliarden Euro am Kapitalmarkt einsammeln.
(Foto: REUTERS)
Nach Jahren will das hochverschuldete Griechenland wieder eine langlaufende Anleihe begeben. Bei Anlegern sollen so zwei Milliarden Euro eingesammelt werden. Das Land nutzt die gute Stimmung am Markt. Doch nicht alle jubeln.
An den Kapitalmärkten verdichten sich die Gerüchte über eine Rückkehr Griechenlands noch an diesem Mittwoch. Zum ersten Mal, seit das hoch verschuldete Land im Mai 2010 um internationale Finanzhilfe bitten musste, will Athen wieder eine Anleihe mit einer längeren Laufzeit bei den Anlegern unterbringen. Zuletzt war Griechenland dort nur mit Kurzläufern aktiv. Insidern zufolge dürfte es sich um eine Anleihe mit einer Laufzeit von fünf Jahren im Volumen von rund zwei Milliarden Euro handeln, vorausgesetzt die Marktkonditionen bleiben günstig. Die Deutsche Bank und JP Morgan Chase sollen die Emission abwickeln.
Zuletzt hatte es am Markt Spekulationen gegeben, dass die Südeuropäer möglicherweise im Juni eine Staatsanleihe mit einer Laufzeit zwischen drei bis fünf Jahren anbieten könnten. Nun soll es also noch schneller gehen. Hintergrund ist das derzeit günstige Fahrwasser für viele Länder im Süden der Eurozone, nachdem sich die Stimmung am Rentenmarkt für die Randgebiete in den vergangenen Monaten deutlich verbessert hat.
"Markt ist positiv eingestellt"
"Alles in allem haben die Besitzer von griechischen Staatsanleihen in den vergangenen beiden Jahren einen Verlust von rund 69 Prozent verkraften müssen. Doch nun ist es Zeit, wieder nach vorne zu schauen, denn der Markt ist gegenüber griechischen Anleihen positiv eingestellt", sagt Marktexperte Alessandro Giansanti von der ING.
Dass der Zeitpunkt günstig ist, zeigte am Dienstag das Auktionsergebnis von Papieren mit einer Laufzeit von 26 Wochen. Die Rendite der Papiere lag mit 3,01 Prozent gut einen halben Prozentpunkt niedriger als bei der Auktion im Vormonat. "Die Schatzwechselauktion hat das verbesserte Investitionsklima und die anziehende Konjunktur widergespiegelt", sagt Giansanti. Dies zeige, dass sich Griechenland auf dem Weg zurück an die internationalen Kapitalmärkte befinde.
Experte spricht von riskanter Strategie
Dessen ungeachtet ist die Emission langfristiger Schulden für Griechenland nach Einschätzung von Guntram Wolff, Direktor beim Brüsseler Forschungszentrum Bruegel, "eine extrem riskante Strategie". Denn Griechenland werde deutlich höhere Zinsen zu tragen haben, als dies bei den Rettungskrediten der Fall sei, so der Experte jüngst. Diese liegen bei rund 3 Prozent. Zehnjährige griechische Staatstitel wurden dagegen am Dienstag mit einer Rendite von leicht über 6,1 Prozent gehandelt, immerhin nahezu das niedrigste Niveau seit 2010. Zum Vergleich: Im März 2012 hatten sie einen Rekordstand von rund 37 Prozent erreicht.
"Politisch ist es sicherlich günstiger, Griechenland kein weiteres Rettungspaket zu geben", sagt Wolff. "Aber ökonomisch wäre es besser, weil deutlich billiger."
Griechenland hat nach einer langen Hängepartie gerade erst die Auszahlung weiteren Kredittranchen über 8,3 Milliarden Euro von den internationalen Geldgebern genehmigt bekommen. Griechenland werde bis Ende April 6,3 Milliarden Euro ausgezahlt bekommen, eine weitere Milliarde Anfang Juni und nochmal eine Milliarde Anfang Juni, sagte Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem. Athen muss weitere Maßnahmen in die Tat umsetzen, um die Auszahlungen im Juni und im Juli zu bekommen.
Quelle: ntv.de