Spekulieren auf Blockbuster Grünes Licht für Filmderivate
15.06.2010, 09:49 UhrDie US-Finanzaufsicht lässt neue Wertpapiere zu, die Wetten auf den Erfolg von Kinofilmen abbilden. Die Anbieter frohlocken, die Filmbranche ist entsetzt. Denn sie fürchtet, dass die Investoren nun darüber entscheiden könnten, was in den Kinos läuft.
3-D-Kino als Garant für für spektakuläre Kassenschlager? "Avatar" hat zumindest neue Maßstäbe gesetzt.
Die Investmentplattform Trend Exchange dürfe Filmderivate auf den Markt bringen, teilte die zuständige Behörde CFTC mit. Die Käufer solcher Wertpapiere schätzen mit dem Erwerb, wie hoch die Einnahmen an den Kinokassen am Startwochenende eines Films sein dürften. Liegen die Einnahmen über einem bestimmten Wert, erhalten die Investoren zum Ende der Laufzeit mehr Geld zurück, als sie eingesetzt haben; läuft der Film schlecht, ist das Derivat am Ende weniger wert, als es kostete.
Bislang wollen zwei Anbieter an den Start gehen, zum einen Media Derivatives (Mdex), die von der Venture-Capital-Gesellschaft Veriana finanziert wird, zum anderen der Anleihebroker Cantor Fitzgerald. Während Mdex nur institutionelle Anleger im Blick hat, will die Cantor Future Exchange sich für alle Investoren öffnen.
Angst im Filmgeschäft
Die Filmindustrie war im Vorfeld gegen die Zulassung der Wertpapiere Sturm gelaufen. Sie befürchtet Manipulationen durch Insidergeschäfte. Die CFTC erklärte, die Derivate basierten auf einem Rohstoff, sie könnten nicht einfach manipuliert werden und sie dienten dem wirtschaftlichen Ziel des Schutzes gegen Risiken.
Neben den Manipulationen werden in der Filmwelt jedoch auch noch die negativen Auswirkungen von Leerverkäufen auf den finanziellen Erfolg der Filme gefürchtet. Zudem könnten die Derivate zu negativen "self-fulfilling-prophecies" führen: Wenn die Derivate darauf hin deuteten, dass ein Film es an den Kinokassen schwer haben könnte, könnte es schwierig werden, die Kinos dazu zu bewegen, die Filme auch zu zeigen, hieß es. Jetzt können Hollywood & Co nur noch auf die Finanzmarktreform hoffen: In diese wurde ein Antrag eingefügt, entsprechende Derivate nicht zuzulassen.
Das Filmgeschäft hat sich zu einer Milliardenbranche entwickelt. Allein in den USA füllten sich die Kassen 2009 mit mehr als zehn Mrd. Dollar, weltweit wurden fast 30 Mrd. Dollar erlöst. Dazu hat auch der erfolgreichste Film aller Zeiten, Avatar, das seine beigetragen: Er spielte mehr als 2,7 Mrd. Dollar ein.
Quelle: ntv.de, sla/AFP