Keine Blase in SichtImmobilienbranche beschwichtigt

Wie weit ist der deutsche Immobilienmarkt von einer Preisblase entfernt? Meilenweit, sagt die Branche, die damit Geld verdient. Doch gerade in den Großstädten verknappt die Landflucht das Wohnangebot. Hier seien die Zutaten für eine "ungesunde Preisentwicklung" gegeben, räumen die Experten ein.
Wohnungen werden nach einer Studie der Immobilienwirtschaft für Käufer und Mieter in diesem Jahr nochmals teurer. Große Preissprünge seien aber nur in beliebten Großstädten wie München, Hamburg und Berlin zu erwarten, lautet die Prognose des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA) in seinem Frühjahrsgutachten. Als Dachorganisation vertritt der ZIA die Interessen der großen Verbände und Unternehmen der Immobilien- und Finanzbranche. Eine Preisblase sei noch nicht zu erkennen, sagte der Mitautor Harald Simons, Vorstand beim Marktforschungsinstitut Empirica in Berlin. Er fürchtet nur eine Gefahr: Dass die Diskussion über eine Immobilienblase Investoren verschrecken könnte.
Die Sachverständigen erwarten bei den Mieten im Durchschnitt ein Plus von drei Prozent und bei den Kaufpreisen für Wohnimmobilien von fünf Prozent. In Berlin dürften Wohnobjekte acht bis zehn Prozent teurer werden, in Hamburg sechs bis acht Prozent und in München sechs bis neun Prozent. Wenn man die steigende Nachfrage und das viel zu geringe Angebot betrachte, "sind die Mieten und Preise erstaunlich wenig gestiegen", sagte Simons. "Von einer Preisblase sind wir weit entfernt." Das zeige sich daran, dass sich die Einkommen nicht von den Immobilienpreisen abgekoppelt hätten - anders als in den USA vom Jahr 2000 bis zum Kollaps des Marktes 2007.
Simons verwies darauf, dass 63 Prozent der Mietwohnungen in Deutschland seit 2005 real - also nach Abzug der Inflationsrate - günstiger geworden seien. 37 Prozent sein teurer geworden, vor allem in den Metropolen. Der Zuzug in die Großstädte halte an, das Angebot an Wohnungen sei für die steigende Nachfrage viel zu schwach.
Zurück in die Stadt
"Die Leute wollen zurück in die Stadt", bestätigt Michael Kiefer vom Internet-Portal Immobilien Scout 24. Die Wohnungsnachfrage in den Städten sei bei seinem Portal 14 Mal so hoch wie die auf dem Land. Das schlägt auf die Preise durch. In München etwa, dem Spitzenreiter am Immobilienmarkt, erhöhten sich dem ZIA-Gutachten zufolge zwischen 2004 und Ende 2012 die Mieten um 22,8 Prozent, in Frankfurt um 28,6 Prozent und in Berlin - allerdings von einem vergleichweise niedrigem Niveau aus - um 38,9 Prozent.
Nicht anders sieht es bei Wohnungskäufen aus. Hier legten die Preise in München seit 2004 um 34,6 Prozent zu, in Hamburg um 28,7 Prozent und in Berlin um 33,8 Prozent. Doch auch solche Entwicklungen wollen die Experten noch nicht als Preisblase verstanden wissen. Simons räumt allerdings ein, die Zutaten für eine solche ungesunde Preisentwicklung - niedrigste Zinsen, große Nachfrage und positive Wirtschaftsentwicklung - seien gegeben. Irgendwann einmal könne das dann doch noch zu Preisblasen führen.