Pleitewelle in China Immobilienfirma geht das Geld aus
18.03.2014, 11:45 Uhr
Am chinesischen Immobilienmarkt wird kräftig spekuliert. Die Preise schießen in die Höhe. Wird die Immobilienblase platzen?
(Foto: picture alliance / dpa)
Nirgendwo auf der Welt sind Unternehmen so hoch verschuldet wie in China - die Kredite wachsen schneller als die Wirtschaft. Vielen Unternehmen wird das zum Verhängnis. Insider berichten von einer großen Firmenpleite in einer Branche mit großer Schieflage.
In China droht die Pleite einer großen Immobilienfirma. Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Regierungskreisen erfuhr, soll Zhejiang Xingrun Real Estate wegen der hohen Verschuldung von umgerechnet 407 Millionen Euro in Schwierigkeiten stecken. Das Unternehmen habe sich sowohl bei Banken als auch bei Einzelpersonen Geld geliehen, hieß es. Da Letzteres jedoch illegal sei, seien der Eigentümer und sein Sohn inzwischen verhaftet worden. Manager des Immobilienentwicklers verhandelten derzeit mit Banken über eine Lösung. Bei dem Unternehmen war zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Anleger fürchten China-Schock
Die drohende Pleite drückte am Kapitalmarkt auf die Stimmung der Anleger. Vor allem Immobilien-Anleihen und -Aktien gerieten in den Strudel. Zwar ist es in China nichts Ungewöhnliches, dass Bankkredite ausfallen und Firmen Insolvenz anmelden müssen. Investoren achten derzeit aber besonders genau auf die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, nachdem Anfang März erstmals eine Unternehmensanleihe geplatzt ist.
Der Immobilienmarkt in China zeigt immer mehr Anzeichen einer Abkühlung. Im Februar fiel der Preisanstieg in den 70 größten Städten nach Reuters-Berechnungen zum zweiten Mal in Folge geringer aus. Die Regierung in Peking verschärfte zuletzt die Regeln für Immobilienkäufer drastisch, um eine Preisblase zu verhindern. Experten messen den Problemen im Immobilienmarkt unterschiedliche Bedeutung bei. Holger Schmieding, Chefvolkswirt von der Berenberg Bank, weist im im Gespräch mit n-tv.de darauf hin, dass nicht der gesamte Immobilienmarkt überbewertet sei.
Keine Kredite mehr für die Wirtschaft
China überlässt mittlerweile schwache Unternehmen, insbesondere in Branchen, die von Überkapazitäten geprägt sind, sich selbst. In der Vergangenheit waren die Regierung in Peking oder örtliche Behörden strauchelnden Unternehmen stets beigesprungen.
Vor zehn Tagen ließ die Verluste schreibende Solarfirma Chaori als erstes Unternehmen eine Anleihe platzen. Es konnte die Zinsen für das Papier nicht mehr zahlen. Drei weitere Unternehmen mussten die Ausgabe von Anleihen verschieben. Sie begründeten dies mit schlechteren Marktbedingungen.
Die hohe Verschuldungsrate in China und besonders der Schattenbanken-Sektor - also Schulden außerhalb von Banken - gelten als großes Risiko für die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft. Der gesamte Schuldenstand ist in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen, vor allem bei Unternehmen.
Nach S&P-Berechnungen liegt er inzwischen bei 213 Prozent der Wirtschaftsleistung, 2007 waren es noch 140 Prozent. Ökonom Schmieding hält das, was an Schulden für das Schattenbankensystem genannt wird, gemessen an der chinesischen Wirtschaftsleistung, allerdings immer noch für verkraftbar. China hätte "aufgrund seiner Devisenreserven und aufgrund des Fleißes der Bevölkerung und der hohen Sparquote dieser Bevölkerung, die Möglichkeiten, mit diesen Problemen umzugehen".
Quelle: ntv.de, ddi/DJ