Wirtschaft

Kampf gegen starken Yen Japan muss es alleine stemmen

Der steigende Yen-Kurs zwingt Japans Regierung zum Handeln. Sie verstärkt den Druck auf die dortige Notenbank, um eine Lockerung der Geldpolitik zu erreichen. Die USA und die die Länder der Euro-Zone werden nach Lage der Dinge nicht intervenieren.

Japans Wirtschaft leidet unter einem zu starken Yen.

Japans Wirtschaft leidet unter einem zu starken Yen.

(Foto: REUTERS)

Japan kann im Kampf gegen den starken Yen wohl nicht auf Hilfe aus Europa und den USA hoffen. Eine gemeinsame Intervention führender Notenbanken sei unwahrscheinlich, verlautete aus europäischen Finanzkreisen. Sorgen um den Wechselkurs bestünden vor allem in Japan, während in den USA und in der Euro-Zone dies nicht als Problem gelte.

Der Yen hat zuletzt ein 15-Jahres-Hoch zum US-Dollar erreicht und belastet zunehmend die stark vom Export abhängige japanische Wirtschaft. Die Regierung in Tokio zählt ihrerseits im Vorgehen gegen den Höhenflug des Yen und die Deflation auf die Unterstützung der Notenbank. Diese sieht sich wachsendem Druck der größten Regierungspartei gegenüber, ihre Geldpolitik weiter zu lockern - womöglich sogar schon vor dem nächsten Treffen Anfang September.

Zuletzt hatte der Yen etwas an Stärke verloren, da Spekulationen zugenommen hatten, Japan könne erstmals seit 2004 am Devisenmarkt intervenieren. Aus der Euro-Zone hieß es nun dazu: "Derzeit ist es realistischer, sich auf eine einseitige Intervention der japanischen Behörden einzustellen." Gänzlich ausgeschlossen sei ein gemeinsames Vorgehen aber nicht. Dann wäre wohl die US-Notenbank Fed beteiligt, weil der Wechselkurs des Yen zum Dollar als größeres Problem gelte, hieß es.

Regierung drückt Notenbank

Die japanische Regierung versucht seit längerem, mit verbalen Interventionen den Yen-Höhenflug zu stoppen und hat auch Druck auf die Notenbank ausgeübt, ihr im Kampf gegen die Konjunkturschwäche zu helfen. Der stellvertretende Finanzminister Motohisa Ikeda betonte, er gehe davon aus, die Bank of Japan (BoJ) entscheide in der Geldpolitik angemessen und flexibel und berücksichtige dabei Markt- und Wirtschaftstrends. "Ich möchte, dass sie die größtmöglichen Anstrengungen unternimmt", sagte Ikeda.

Die Regierung setzt nach Einschätzung von Analyst Seiji Adachi darauf, dass die Notenbanker ihre Geldpolitik weiter lockern, um den Anstieg des Yen zu bremsen. "Denn sie will eigentlich vermeiden, auf dem Devisenmarkt zu intervenieren und damit Unmut bei den USA auszulösen, die einen schwächeren Dollar wollen", sagte der Experte von Deutsche Securities. In der klassischen Zinspolitik sind der Notenbank die Hände nahezu gebunden, da sich der Leitzins bereits nahe Null befindet. Die BoJ könnte höchstens ihre unkonventionellen Schritte ausweiten.

Kans Stuhl wackelt

Die japanische Regierung in Tokio will am Freitag über zusätzliche Hilfen für die Wirtschaft beraten. Nach Medienberichten will die Koalition bis Ende August Eckpunkte dazu vorlegen.

Für zusätzliche Komplikationen könnte ein Machtkampf in der regierenden Partei sorgen: Nach nur zwei Monaten im Amt droht Japans Ministerpräsident Naoto Kan die Entmachtung. In der Spitze seiner Demokratischen Partei (DPJ) ist ein Führungskampf entbrannt: Ichiro Ozawa, einer der schärfsten innerparteilichen Kritiker von Regierungs- und Parteichef Kan, kündigte eine Kampfkandidatur an. Die Wahl des Parteichefs ist für den 14. September angesetzt.

Quelle: ntv.de, wne/rts

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