"Flash Crash" mit Folgen Knight Capital droht Bankrott
02.08.2012, 20:45 Uhr
Knight Capital: Computerpanne kostet Millionen.
(Foto: REUTERS)
Chaos an der Wall Street? Verrückt spielende Kurse? Am Mittwoch staunen die Anleger nicht schlecht, als an der Nyse beides eintritt. Der Schuldige ist schnell gefunden und muss für die Panne bluten: Eine hohe Millionensumme stürzt Knight Capital in arge Finanznöte und den Aktienkurs in den Keller. Analysten prognostizieren bereits die Pleite.
Probleme mit einer neuen Software kommen Knight Capital teuer zu stehen. Der Fehler stürzte die Wall Street vorübergehend ins Chaos und kostet den Finanzdienstleister binnen kurzer Zeit auch noch 440 Mio. Dollar. Die Ankündigung von Knight Capital, deshalb einen Kredit aufnehmen zu müssen, schickte dann auch noch den Aktienkurs in den Keller. Die Papiere des Unternehmens verbilligten sich um fast 50 Prozent auf 3,49 Dollar. Nach Informationen des Fernsehsenders Fox Business Network wurde Knight Capital wegen seines Finanzbedarfs bei der Bank JP Morgan Chase vorstellig. Die Bank lehnte eine Stellungnahme ab.
Aus gut unterrichteten Kreisen war zu hören, dass Knight mit dem Börsenhändler Virtu Financial über eine Fusion verhandele. Auch eine Finanzspritze des Unternehmens, das im Hochgeschwindigkeitshandel zu den Schwergewichten gehört, an Knight sei möglich. Virtu wollte sich dazu nicht äußern, bei Knight war kurzfristig niemand für einen Kommentar zu erreichen.
"Bankrott droht"
Aktionäre befürchten, dass die Kunden von Knight das Vertrauen in den Makler verlieren - und damit eine der wichtigsten Geschäftsgrundlagen des Brokers wegbricht. Als Broker bringt Knight Capital die Käufer und Verkäufer von Aktien zusammen, jeden Tag werden dabei Milliarden von Dollar bewegt. Zudem haben die Anleger Angst, dass der Makler nun möglicherweise seine Kunden für entstandene Verluste entschädigen muss.
Angesichts des riesigen erwarteten Verlusts glauben Analysten jedoch, dass es für Beruhigungsversuche fast schon zu spät sein könnte. "Wir glauben, dass Knight vom Bankrott bedroht ist", sagte Rob Rutschow, Analyst bei CLSA und stufte den Broker von "Outperform" auf "Sell" ab. "Die 440 Millionen Dollar entsprechen ungefähr 40 Prozent des Buchwerts des Unternehmens, und sie dürften die Cash-Position in der Bilanz leer saugen."
Eine Panne mit Folgen
Alles begann am Mittwochmorgen, als die in Jersey City ansässige Firma seinen Kunden und den Händlern der großen Wall Street Unternehmen empfahl, für ihre Orders besser ein anderes System als das von Knight zu nutzen. Man habe ein "technisches Problem".
Als der US-Handel eröffnete, zeigten sich die Probleme sofort. Dutzende von Aktien zeigten seltsame Preisbewegungen und wurden ungewöhnlich stark gehandelt. Unter anderem soll das System von Knight auch fehlgeleitete Orders an die New York Stock Exchange gesendet haben. Deshalb hätten viele Kurse eine solche Achterbahnfahrt erlebt. Aktienhändler und andere Makler vermuten, dass die Computer von Knight Capital Kauf- und Verkaufsorder mehrfach ausgeworfen und den Handel so zum Überschäumen gebracht hatten.
Nun wird der Handelsverlauf von nahezu 150 Aktien überprüft und die Regulierungsbehörde wird eine Untersuchung des jüngsten von Computern verursachten Handelschaos an den Märkten einleiten.
Und auch die New York Stock Exchange zieht ihre Konsequenzen: Sie hat bereits die Handelsbewegungen von sechs Aktien für ungültig erklärt. Deren Kurse verzeichneten zwischen 9.30 Uhr bis 10.15 Uhr die auffälligsten Sprünge - um mehr als 30 Prozent zum Eröffnungspreis.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ