British Angst Notenbank will Häuser-Markt abkühlen
26.06.2014, 16:42 Uhr
In der Hauptstadt London etwa sind die Immobilienpreise auf Jahressicht um fast ein Fünftel gestiegen.
(Foto: REUTERS)
Aus Furcht vor dem Platzen einer Immobilienblase in Großbritannien greift die Notenbank ein: Das Kreditlimit für Häuslebauer und -käufer wird gedeckelt. Damit soll einer ungezügelten Darlehensvergabe vorgebeugt werden. Auf dem Spiel steht der Aufschwung.
Angesichts kräftig steigender Häuserpreise in London und anderen Metropolen Großbritanniens zieht die Notenbank die Reißleine. Ab Oktober sollen für den Großteil der Hypotheken Obergrenzen gelten, die an das Einkommen der Käufer gekoppelt sind. "Unsere Geduld ist am Ende. Deshalb gibt es eine Deckelung", sagte Zentralbankchef Mark Carney. Um Exzesse am Immobilienmarkt zu verhindern, soll ein Hypothekenkredit das 4,5-fache des Einkommens nicht übersteigen. Mit dem Eingriff in den überhitzenden Markt hält die Notenbank Erwartungen an eine näher rückende Zinserhöhung wach. Das Pfund kletterte auf ein Tageshoch zum Dollar.
Die vom Finanzpolitischen Ausschuss (FPC) der Notenbank eingeführte Deckelung soll für Banken gelten, die jährlich für mehr als 100 Millionen Pfund (rund 124,6 Millionen Euro) Hypotheken vergeben. Die neue Regel wird bei rund 85 Prozent der neu zu vergebenden Kredite greifen. Zugleich müssen Häuslebauer schon bald nachweisen, dass sie auch bei einem deutlich höheren Zinsniveau in der Lage sind, die Kreditraten zu schultern.
Stresstest am Kunden
Außerdem sollen die Institute den Plänen der Zentralbank zufolge ihre Kunden einem Stresstest unterziehen. Hauskäufer sollen dabei nachweisen, dass sie ihre Hypotheken auch dann noch bedienen können, wenn die Zinsen um bis zu drei Prozentpunkte steigen.
Allerdings wird der Eingriff dadurch erschwert, dass in vielen Gegenden Großbritanniens - etwa in Nordirland, Schottland oder Nordengland - die Hauspreise kaum oder gar nicht steigen. Regierung und Zentralbank sind deswegen vorsichtig, weil sie das Wachstum in diesen Regionen nicht abwürgen möchten.
Staatliches Förderprogramm als Antrieb
Derzeit hält die Bank of England (BoE) trotz der boomenden Wirtschaft den Leitzins auf dem historisch niedrigen Niveau von 0,5 Prozent. Sollte die BoE noch in diesem Jahr die Zinszügel anziehen, käme sie wahrscheinlich anderen großen Notenbanken wie etwa der Federal Reserve in den USA oder der EZB zuvor. Bereits vor Wochen hatte Carney gewarnt, eine Überhitzung des Immobilienmarktes berge das größte Risiko für den Aufschwung. Häuser hatten sich im April binnen Jahresfrist um fast zehn Prozent verteuert - der stärkste Anstieg seit Juni 2010. In der Finanzmetropole London waren es sogar 18,7 Prozent.
Zum Boom hat auch ein staatliches Förderprogramm beigetragen. Finanzminister George Osborne sagte zu, dass auch für dieses Programm die vom FPC beschlossenen Beschränkungen gelten sollen. Carney betonte, derzeit hielten bereits viele Banken die Kreditvergabe im Rahmen der künftigen Regeln. Nun aber werde einer "riskanten Kreditvergabe" ein Riegel vorgeschoben. Laut Hypotheken-Anbietern sind in London derzeit bereits rund ein Fünftel der Häuserkredite großzügiger bemessen als es nach den verschärften Regeln erlaubt wäre. Landesweit ist dieser Anteil demnach nur rund halb so groß.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa