IWF sieht akute Gefahr Russland vor Rezession
30.04.2014, 22:21 Uhr
Die politische Krise greift auf die Wirtschaft über.
(Foto: picture alliance / dpa)
Konjunkturprobleme, Kapitalflucht und Wertverlust des Rubels: Die russische Regierung plagen schwere Wirtschaftssorgen. Der IWF warnt bereits vor schweren Folgen. Schuld sind offenbar auch die Zwangsmaßnahmen von USA und EU.
Nach westlichen Sanktionen gegen Moskau wegen der Ukraine-Krise hat der Internationale Währungsfonds (IWF) der russischen Wirtschaft eine düstere Prognose ausgestellt. Es bestehe eine akute Rezessionsgefahr, warnte der IWF in Washington. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im größten Land der Erde werde in diesem Jahr nur um 0,2 Prozent wachsen - statt der bisher veranschlagten 1,3 Prozent. Zudem rechnen die Experten mit einer massiven Kapitalflucht von rund 100 Milliarden US-Dollar (72,3 Milliarden Euro).
Eine IWF-Mission hatte sich seit dem 15. April in Russland aufgehalten. Die Führung in Moskau kämpft mit Konjunkturproblemen, einem Wertverfall des Rubels und einem immer schlechteren Investitionsklima.
Zentralbank soll in Stellung gehen
Ein anhaltender Konflikt könne zu zusätzlichen Strafmaßnahmen und einem weiteren Vertrauensverfall führen, betonte der IWF. Dies könnte die Investitionen und das Wachstum weiter schmälern. Die russische Zentralbank wurde ermutigt, ihre Geldpolitik weiter zu lockern, um der Krise entgegenzuwirken. Erwartet wird eine Inflation von mehr als 6 Prozent.
Auch das russische Finanzministerium hatte bereits schlechte Wirtschaftsaussichten und Kapitalflucht von Dutzenden Milliarden Dollar eingeräumt. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble bezeichnete Mitte April die Perspektive des Riesenreiches als "eher düster".
Hilfe für die Ukraine steht
Unterdessen beschloss der IWF, der krisengeschüttelten Ukraine mit Hilfen in Höhe von 17 Milliarden Dollar für zwei Jahre unter die Arme zu greifen. Das Geld solle dazu beitragen, die finanzielle Stabilität des Krisenlandes wiederherzustellen und langfristiges Wirtschaftswachstum in Gang zu setzen, teilte der IWF nach einer Entscheidung des Exekutivrats in Washington mit.
IWF-Chefin Christine Lagarde lobte den Reformwillen der Übergangsregierung in Kiew. "Sie hat in den vergangenen paar Wochen gezeigt, dass sie umfassende Reformen durchführen kann." "Dringendes Handeln war notwendig", meinte Lagarde mit Blick auf die desolate wirtschaftliche und finanzielle Situation des Landes. "Entscheidende Maßnahmen sind von der Ukraine unternommen worden, entscheidende Maßnahmen hat gerade auch der IWF unternommen." Zwölf Milliarden Dollar seien als neue Kredithilfen vorgesehen, fünf Milliarden sollten refinanziert werden. 3,2 Milliarden Dollar wurden sofort in Aussicht gestellt, darunter zwei Milliarden Dollar Haushaltshilfen, teilte der IWF weiter mit.
Quelle: ntv.de, sla/dpa