Klare Note für gemeinsame Anleihen S&P stempelt Eurobonds ab
03.09.2011, 16:51 Uhr
"Es ist nicht unsere Aufgabe, bei der Strukturierung oder Beratung zu helfen."
(Foto: REUTERS)
Die Idee von der Einführung einer gemeinsamer Staatsanleihen zur Rettung der Eurozone ist offenbar zum Scheitern verurteilt. Die Ratingagentur S&P will sich bei der Benotung von Eurobonds am Rating des schwächsten Teilnehmers orientieren. Damit wäre der Vorschlag so gut wie gestorben - es sei denn, Deutschland garantiert für die gesamte Summe.
Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) würde gemeinsame Anleihen der Euro-Staaten mit dem Rating des schwächsten Mitgliedslandes bewerten.
"Wenn wir einen Eurobond haben, bei dem Deutschland 27 Prozent garantiert, Frankreich 20 und Griechenland 2 Prozent, dann läge das Rating des Eurobonds bei 'CC', was der Kreditwürdigkeit Griechenlands entspricht", sagte der Leiter des Länderbereichs Europa bei S&P, Moritz Kraemer.
Damit wäre der angestrebte Vorteil einer gemeinsamen Anleihe dahin: Durch die wirtschaftliche Stärke großer Länder mit gutem Bonitätsrating sollten Eurobonds eigentlich deutlich bessere Kreditkonditionen für schwächere Eurostaaten erzielen. Die gesamte Debatte der vergangenen Monate würde damit ins Leere laufen.
Doch offenbar ist auch hier noch nicht das letzte Wort gesprochen: Kraemer ließ sich und seinen Rating-Kollegen eine Hintertür offen. Die schlechte Note käme nur dann zustande, wenn es für Eurobonds eine gemeinsame Garantie und keine einzelne Gewährleistung der Mitgliedsländer gebe.
"Vielleicht könnte dies auf eine andere Art strukturiert werden", schlug Krämer vor. Zugleich betonte er, sein Haus führe derzeit keine Gespräche mit der Europäischen Union. "Es ist nicht unsere Aufgabe, bei der Strukturierung oder Beratung zu helfen."
Die Idee missverstanden?
Krämer sagte weiter, er habe die Idee von Euro-Anleihen so verstanden, dass sie sich an den deutschen Jumbo-Pfandbriefen orientierten. Pfandbriefe gelten als besonders sicher und spielen bei der Refinanzierung der Banken in Europa eine wichtige Rolle.
Bei den deutschen Jumbo-Pfandbriefen gehen Bundesländer zusammen, um Schuldverschreibungen zu emittieren, wobei sie jeweils für ihren eigenen Anteil die Garantie übernehmen.
Die Diskussion über Gemeinschaftsanleihen in der Euro-Zone dauert seit Monaten an. Bundeskanzlerin Angela Merkel lehnt Eurobonds ab und begründet dies vor allem damit, dass gemeinsame Anleihen nicht zu einer Verbesserung der Haushaltsdisziplin führten.
Italien hingegen wirbt für eine gemeinsame Aufnahme von Staatsschulden und sieht darin eine Möglichkeit, dadurch zu einem mittleren Zinsniveau für alle Euro-Länder zu gelangen. Auch Griechenland und Portugal hatten bereits für Eurobonds geworben.
Quelle: ntv.de, mmo/rts