Wirtschaft

Raum für Millionen Tonnen Fracht Schiffbau boomt trotz Branchenkrise

Forschungsschiff im Baudock der Meyer-Werft in Papenburg. Deutschen Werften bauen vor allem hochwertige Spezialschiffe.

Forschungsschiff im Baudock der Meyer-Werft in Papenburg. Deutschen Werften bauen vor allem hochwertige Spezialschiffe.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es scheint paradox: Einerseits werden bei den Werften massenhaft neue Schiffe geordert. Andererseits haben die Reederein aufgrund magerer Erlöse eigentlich gar kein Geld dafür. Warum sie trotzdem bestellen, dafür gibt es zwei Erklärungen.

Die Werften weltweit erleben derzeit eine Auftragswelle. Im vergangenen Jahr wurden Schiffe mit einer Tragfähigkeit von knapp 170 Millionen Tonnen bestellt, teilte das Institut Clarkson Research mit. Das sei das dritthöchste Ordervolumen aller Zeiten.

"Die Lage am Markt bleibt trotzdem schwierig und schwankt stark", sagte Clarkson-Direktor Martin Stopford. Die Frachterlöse der Reeder liegen nur halb so hoch wie vor der Krise, die seit sechs Jahren andauert. Es bleibe wenig Kapital für Investitionen und Rücklagen.

Für die vielen Bestellungen trotz geringer Einnahmen der Reedereien hat Stopford vor allem zwei Erklärungen: Die Reedereien brauchen sparsamere Schiffe, weil die Treibstoffkosten explodiert sind. Und: Neue Schiffe sind nach sechs Jahren Krise deutlich billiger geworden. "Wer über entsprechendes Kapital verfügt oder einen Investor hinter sich weiß, bestellt neue Schiffe."

Asiatische Werften produzieren Masse

So konnte es passieren, dass in der Krise die weltweiten Überkapazitäten in der Schifffahrt weiter zunahmen. Die Flotte wuchs schneller als der Handel. Viele Schiffe sind nur deshalb überhaupt auf Fahrt, weil sich weltweit aus Sparsamkeitsgründen ein langsameres Reisetempo durchgesetzt hat.

Deutsche und europäische Unternehmen sind stark in der Zulieferindustrie; sie produzieren zum Beispiel Motoren, Elektronik, Navigationsgeräte oder Umwelttechnologien. Im Schiffbau selbst spielt Europa nur noch eine untergeordnete Rolle; jeweils ein gutes Drittel des Weltmarktes entfällt auf China und Korea, weitere 20 Prozent auf Japan, gemessen an der Tonnage. Die deutschen Werften bauen vor allem hochwertige Spezialschiffe.

Die Bundesregierung will die maritime Wirtschaft als Branche der Hochtechnologie und Innovationsmotor weiter fördern. Für staatlich unterstützte Schiffsfinanzierungen bedürfe es klarer und einheitlicher politischer Rahmenbedingungen, erklärte der maritime Koordinator der Bundesregierung, Uwe Beckmeyer (SPD). Die deutsche Schiffbau- und Zulieferindustrie könne ihre starke Position auf den Weltmärkten nur durch technologischen Vorsprung behaupten.

Quelle: ntv.de, kst/dpa

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