Nach Ratiopharm-Übernahme Stada rückt ins Blickfeld
19.03.2010, 18:24 UhrNach Ratiopharm dürfte nun Stada der nächste Übernahmekandidat sein. Experten erwarten, dass nun der US-Pharmariese Pfizer und der isländische Generikahersteller das Unternehmen aus Bad Vilbel unter die Lupe nehmen werden. Als Kaufziel ist Stada derzeit relativ günstig.

Arzneimittel-Produktion bei Stada im hessischen Bad Vilbel.
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Mit Ratiopharm dürfte die Verkaufswelle in der deutschen Generikabranche noch nicht zu Ende sein. Experten erwarten, dass die Verlierer im Poker um Ratiopharm nun nach Bad Vilbel schauen. Denn dort sitzt mit Stada ein nach Größe und Zuschnitt vergleichbarer Hersteller von Nachahmermedikamenten.
Das Unternehmen, das sich komplett im Besitz von Kleinaktionären befindet, wird schon seit Jahren als Kaufkandidat gehandelt. "Stada könnte nun das Top-Übernahmeziel für die Verlierer des Bieterrennens sein: Actavis und Pfizer", schätzt etwa DZ-Bank-Analyst Thomas Maul. Stada hält sich zu solchen Überlegungen routinemäßig bedeckt. Marktspekulationen würden grundsätzlich nicht kommentiert, lautet die Standard-Antwort der Presseabteilung auf solche Fragen.
Mit dem Verkauf der Ulmer Ratiopharm an den israelischen Weltmarktführer Teva bleibt von den einst drei großen deutschen Generikakonzernen allein Stada als unabhängiges Unternehmen übrig. Bereits 2005 hatte sich der Schweizer Pharmariese Novartis für rund acht Milliarden Dollar den deutschen Branchenführer Hexal und verbandelte Firmen geschnappt.
Auch Actavis in den Startlöchern
Eine Person aus dem Umfeld von Pfizer sagte, der Viagra-Hersteller werde sich Stada auf jeden Fall anschauen. Für Ratiopharm hatte Pfizer ehrgeizige Wachstumspläne. So sollte der Bereich Established Products (EPBU) - dort siedelt der US-Konzern sein Geschäft mit patentfreien Medikamenten an - kräftig ausgebaut werden. Bislang erzielt die Pfizer-Sparte EPBU in Europa einen Umsatz von etwa drei Milliarden Dollar. Mit Ratiopharm sollte sie auf etwa fünf Milliarden Dollar kommen. Gleiches ließe sich auch mit Stada erreichen - die Bad Vilbeler kamen wie Ratiopharm 2009 auf Erlöse von rund 1,6 Milliarden Euro.
Auch der isländische Generikahersteller Actavis könnte sein Augenmerk nun Stada zuwenden, nachdem auch er im Rennen um Ratiopharm leer ausgegangen war. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Deutsche Bank. Sie ist größter Hauptgläubiger von Actavis und hat mit der Situation vertrauten Kreisen zufolge daher ein Interesse daran, dass die Isländer ihren Firmenwert mit einer Großübernahme steigern. Experten zufolge würde das Bankhaus auch eine Offerte für Stada unterstützen. Regional würden sich Actavis und Stada gut ergänzen.
Günstiger Börsenwert
Als Kaufziel ist Stada derzeit relativ günstig, wie Analysten vorrechnen. Die Experten der DZ Bank etwa beziffern den Firmenwert auf das 8,9-fache des für 2010 erwarteten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Für die genauso umsatzstarke Ratiopharm-Gruppe dagegen liege der für Firmenjäger maßgebliche Faktor - auf Basis der Teva-Transaktion - mit 11,3 deutlich höher.
Auch nach Börsenwert ist Stada günstiger zu haben. Dieser liegt aktuell bei etwa 1,7 Milliarden Euro. Rechnet man Nettofinanzschulden von etwa einer Milliarde hinzu, ergibt sich ein Firmenwert von etwa 2,7 Milliarden Euro. Demgegenüber legt Teva für Ratiopharm 3,6 Milliarden Euro auf den Tisch.
Quelle: ntv.de, wne/rts