Mit und ohne Atom Strom wird immer teurer
19.04.2011, 13:22 UhrBereits zum Jahresbeginn haben zahlreiche Stromversorger ihre Preise erhöht. Jetzt steigen die Kosten noch einmal. Zehn Millionen Kunden sind laut einem Verbraucherportal von den Preiserhöhungen betroffen. Mit einer "Atomwende" hat das weniger zu tun, sagen Kritiker.
Auf Millionen Verbraucher in Deutschland kommen auch vor einem möglicherweise rascheren Ausstieg aus der Atomenergie höhere Strompreise zu. Im Frühjahr drehten nach Angaben des Verbraucherportals toptarif.de über 100 Unternehmen an der Preisschraube.
Ein vierköpfiger Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden müsse im Schnitt 6,1 Prozent, beziehungsweise rund 60 Euro, mehr berappen, berichtete das Portal. Zum März hätten 51 Versorger ihre Tarife erhöht, weitere 50 planten dies im April und Mai.
Die Versorger, darunter der größte deutsche Energiekonzern Eon, begründen die Erhöhung mit den gestiegenen Kosten für die Ökostrom-Abgabe. Diese wird auf alle Verbraucher umgelegt. Wegen des Ausbaus von Wind- und Sonnenenergie steigt die Umlage seit Jahren. Von der Erhöhung sind toptarif.de zufolge mehr als zehn Millionen Stromkunden betroffen. Bereits im Januar und Februar hätten fast 700 Versorger ihre Strompreise erhöht, darunter RWE, ENNBW und Vattenfall, die wie Eon Atomkraftwerke betreiben.
Lediglich preisdämpfende Wirkung
Mit dem nach dem Atom-Moratorium gestiegenen Großhandelspreis für Strom dürften die jetzigen Erhöhungen aber kaum etwas zu tun haben. Die Versorger kaufen ihren Strom größtenteils lange Zeit im Voraus ein. In der Debatte um einen Atomausstieg warnen die AKW-Betreiber vor weiter steigenden Strompreisen. Mit Atomstrom werde es zwar nicht billiger, dieser habe aber eine preisdämpfende Wirkung, lautet ihre Argumentation.
Der Chef des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Gerd Billen, hatte bereits von einem Überbietungswettbewerb hinsichtlich der Kosten eines Energieumstiegs gesprochen. Er rechne zwar damit, dass der Strom teurer werde. Aber in den vergangenen zehn Jahren seien die Stromkosten ohnehin bereits um 80 Prozent gestiegen, sagte Billen.
Quelle: ntv.de, dpa