Online-Inhalte sollen Geld kosten US-Verlage gründen Kiosk
08.12.2009, 17:32 UhrFünf der größten amerikanischen Zeitschriften-Verlage starten ein Joint Venture für einen gemeinsamen Online-Kiosk. Beteiligt an der neuen Medienplattform sind die Verlage Time, Condé Nast, Hearst und Meredith sowie der Medienkonzern News Corp. von Rupert Murdoch.
Ziel der digitalen Initiative sei es, eine neue Generation von Zeitschriften für mobile und digitale Geräte zu entwickeln, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Insbesondere geht es auch darum, Kosten des bisherigen Online-Geschäfts zu reduzieren.
Die Vertriebsplattform soll neben den Publikationen der Verlage auch ein Archiv sowie neue Werbemöglichkeiten bieten. Kunden sollen sich darüber hinaus gegenseitig Videos und Fotos schicken können. Die Verlage wollen für all dies einheitliche Formate entwickeln, die ihre Kunden auf verschiedene Geräte, von Smartphones bis zu Laptops, herunterladen und speichern können.
"Wir denken an eine gemeinsame Infrastruktur, um nicht Geld für fünf verschiedene Wege ausgeben zu müssen", sagte John Squires, der das Projekt leiten soll und bei Time für den digitalen Ausbau verantwortlich ist. Das Angebot soll bereits in den kommenden Wochen starten.
Werbeinnahmen brechen ein
Die Magazine reagieren mit ihrer Aktion auf den Negativ-Trend auf dem Printmarkt, der sich in diesem Jahr in den USA ungebrochen fortgesetzt hat. Bis Oktober 2009 sind dort 383 Magazine eingestellt worden. Weitere fünf große Zeitschriften strich der Condé-Nast-Verlag im Oktober. Ein Grund für den Abonnentenschwund ist das zunehmende Interesse der Leser an digitalen Angeboten; außerdem hat die Wirtschaftskrise für einen Einbruch bei den Werbeeinnahmen gesorgt.
Mit dem Online-Kiosk ließe sich auch der Wunsch vieler Verleger einfacher verwirklichen, journalistische Inhalte im Netz nur noch gegen Bezahlung anzubieten. Besonders Murdoch hatte sich in den vergangenen Wochen vehement für eine Ausweitung des sogenannten Paid Content ausgesprochen. Seine englische Tageszeitung "The Times" soll im Frühjahr nur noch für Abonnenten zugänglich sein.
Springer prescht vor
Auch Axel Springer bereitet eine breit angelegte Offensive bei kostenpflichtigen Inhalten im Web vor. Der größte Teil des Inhalts bleibe aber frei verfügbar, sagte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner dem "Wall Street Journal". In einem ersten Schritt stellt der Medienkonzern gebührenpflichtige Ausgaben seiner Tageszeitungen "Die Welt" und "Bild" vor, die speziell auf das iPhone von Apple zugeschnitten sind.
Zudem will der Berliner Konzern laut Döpfner in den kommenden Monaten zusätzlich Bezahlmodelle für seine Online-Plattformen einführen. "Ich sehe auch überhaupt keinen Grund und keinen Sinn, weder eine demokratische noch eine marktwirtschaftliche Rechtfertigung dafür, dass im Internet Inhalte grundsätzlich kostenlos sein müssen", sagte Döpfner. "Es ist seit Jahrhunderten so, dass Menschen für Dinge, die sie wirklich interessieren, bereit sind, etwas zu bezahlen und dass auch eine bestimmte Qualität, die aufwendig zu erzeugen ist, einen bestimmten Preis hat." Bereits im Juni hatte der Manager gesagt, er rechne damit, dass Kunden künftig für hochwertige Online-Inhalte zu zahlen bereit sind.
Mit dem Springer-Vorstoß erhält die Debatte über die Zukunft der Zeitungsbranche neue Nahrung. Die Frage ist, inwieweit Einbußen aufgrund einer schrumpfenden Print-Leserschaft durch im Internet erhobene Gebühren aufgefangen werden können. Kritiker einer Gebührenstrategie argumentieren, dass die meisten Leser nicht für Inhalte bezahlen werden, die sie anderswo kostenlos einsehen können.
Kritik an Google
News Corp, zu der das "Wall Street Journal" gehört, drängt die Branche schon länger, Gebühren für Online-Nachrichten zu erheben. Erst kürzlich hatte Rupert Murdoch Google kritisiert. Der Internetkonzern verwerte Artikel, die von anderen veröffentlicht wurden, ohne die Kosten zu tragen. Google hielt dem entgegen, dass sie als "große Werbetrommel" für Zeitungen agiere.
Nach Ansicht von Döpfner liegt die Lösung für das Online-Dilemma der Zeitungsbranche nicht darin, Nachrichtensammlern wie Google den Zugang zu sperren. Vielmehr müsse ein flexibles Bezahlmodell und eine Infrastruktur entwickelt werden, die es Nutzern einfacher mache, für Inhalte zu bezahlen. Er favorisiere ein System, dass vom traditionellen Abonnement bis zur Zahlung für einzelne Artikel alles beinhalte.
Quelle: ntv.de, dpa/DJ