Wagner ließ sich in Venedig betrügen Unister verfügte über "0,00 €" liquide Mittel
22.07.2016, 18:23 Uhr
Am Eingang der Unister Firmenzentrale im Leipziger Barfußgässchen.
(Foto: imago/Christian Grube)
Nach dem Tod von Unister-Chef Wagner kommen immer mehr Details ans Tageslicht. So soll der von der Pleite bedrohte Millionär in Venedig auf einen Trick von Geldverleihern hereingefallen sein. Jetzt ermitteln die Staatsanwaltschaften Dresden und Leipzig.
Die Unister Holding soll bereits zum Zeitpunkt des Unfalltodes ihres Unternehmenschefs Thomas Wagner pleite gewesen sein. Das berichtet das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Wagner starb am 14. Juli bei einem Flugzeugabsturz, das war ein Donnerstag. Am darauffolgenden Montag, dem 18. Juli, stellte das Unternehmen den Insolvenzantrag.
Laut "Spiegel" soll die Holding zu diesem Zeitpunkt hohe Schulden gehabt haben. In dem Antrag sei die Summe von 39,2 Millionen Euro genannt. Der größte Teil entfalle mit gut 34 Millionen Euro auf einen Kredit der Versicherung HanseMerkur. Die liquiden Mittel der Unister Holding wurden laut dem Bericht im Insolvenzantrag mit "0,00 Euro" angegeben.
Die Staatsanwaltschaften Dresden und Leipzig ermitteln bereits im Fall Unister. Während die sächsische Generalstaatsanwaltschaft Dresden wegen Betrugs- und Untreueverdachts ermittelt, geht es in Leipzig um einen Anfangsverdacht auf Insolvenzverschleppung.
Betrug in Venedig
Auf der Suche nach Kapitalgebern für seinen Internetkonzern soll Wagner sich nach Italien begeben und in Venedig auf windiges Finanzgeschäft eingelassen und schließlich betrogen worden sein. Das Magazin "Focus" spricht in diesem Zusammenhang von einem sogenannten "Rip Deal" und beruft sich dabei auf Justizkreise.
Demnach soll ein israelischer Geschäftsmann Wagner gegen die Zahlung von 1,5 Millionen Euro insgesamt zwölf Millionen Euro geliehen haben. Wagner habe einen Koffer mit Schweizer Franken ausgehändigt bekommen und zur Überprüfung der Echtheit auch einen Schein in einem Automaten eingezahlt, heißt es. Auf der Rückfahrt zum Flughafen sei ihm aber aufgefallen, dass nur die obersten Scheine im Koffer echt waren. Er sei daraufhin zur Polizei gegangen und habe Anzeige erstattet. Das hatte Wagners Lebensgefährtin bei der Polizei ausgesagt.
Auf dem Rückflug von Venedig nach Leipzig stürzte das Flugzeug mit Wagner, seinem Mitgesellschafter Oliver Schilling, dem Vermittler des Finanzgeschäfts namens Heinz B. und dem Piloten in Slowenien ab. An der Unfallstelle soll auch Bargeld gefunden worden sein.
Zu Unister gehören mehr als 40 Portale, unter anderem Fluege.de und Ab-in-den-Urlaub.de. Nach dem Tod Wagners meldete die Unister Holding Insolvenz an, es folgten vier Tochterunternehmen. Tausende Kunden könnten geschädigt worden sein.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa