Wirtschaft

Nur ein Drittel vergleicht Spritpreise Viele Autofahrer tanken zu teuer

Das könnte mancher auch billiger haben.

Das könnte mancher auch billiger haben.

(Foto: picture alliance / dpa)

Seit gut sechs Wochen ist die Meldestelle für Benzinpreise in der Testphase online. Die Resonanz unter Autofahrern ist grundsätzlich positiv. Viele vergleichen bereits rege die Preise. Das Gros aber vergibt diese Chance, einfach Geld zu sparen.

Immer mehr Autofahrer vergleichen die Preise an den Tankstellen, seitdem sie staatlich erhobene Preisdaten auf ihren Smartphones abrufen können. "Wir haben täglich um die 300.000 Abrufe allein über die mobile App", sagt zum Beispiel Steffen Bock, der die Webseite "clever-tanken.de" betreibt. Das seien rund die Hälfte mehr als vor der Einführung der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe, so der offizielle Name. "Die Aktualität der Daten ist stark gestiegen, die Qualität hat sich verbessert", meint Bock.

Auch das Bundeskartellamt zieht eine positive erste Bilanz. "Der Testbetrieb läuft sehr gut", sagt Präsident Andreas Mundt. "Die gemeldeten Preise kommen binnen Minuten bei den App-Betreibern an." Die Angebote würden aus Sicht des Kartellamtes gut angenommen. Das werde durch die hohen Downloadzahlen für die Apps und die Besucherzahlen auf den verschiedenen Internetseiten unterstrichen. "Die Nachfrage ist groß", stellt der Kartellamts-Präsident zufrieden fest. Für seine Behörde war die Einrichtung der Transparenzstelle eine Premiere.

Bislang ermöglichen sechs Informationsdienste ihren Kunden einen Preisvergleich auf der Basis der offiziellen Daten. Weitere 150 Anträge auf Zulassung als Informationsdienst liegen beim Kartellamt vor. Beim Startschuss am 12. September waren die Preise zunächst nur auf den Webseiten der Info-Dienste abrufbar, die unter dem Ansturm der Autofahrer zusammenbrachen. Inzwischen sind die Daten zumindest im Probebetrieb auch mobil verfügbar, auf Smartphones, Tablets und Navigationssystemen. Sehr zur Freude der Autofahrer, wie sich aus Internet-Foren und -Kommentaren ablesen lässt.

"Ersparnisse mehr als zehn Euro"

"Wenn ich an- oder abreise, suche ich mir mit einer App die günstigste Tankstelle entlang der Route Heilbronn-Nürnberg-Passau", berichtet zum Beispiel der User "baurmaic" in einem Forum. "Ich tanke ca. 60 Liter; Ersparnisse mehr als zehn Euro." Hier und da finden sich auch kritische Stimmen im Netz. Dabei geht es meist darum, welche der verfügbaren Apps die beste Funktionalität bietet - und welche Tankstelle noch nicht dabei ist. Bislang sind nach Auskunft des Bundeskartellamtes knapp 14.000 Stationen dem System angeschlossen; es fehlen noch ein paar Hundert.

Der ADAC hofft darauf, dass noch mehr Autofahrer die Preise genau vergleichen und danach ihr Tankverhalten ausrichten. "Dann wird sich das auch positiv auswirken", sagt Vereinssprecher Andreas Hölzel. Mehr als 600.000 Autofahrer haben sich die ADAC-Benzinpreis-App schon installiert. Bislang achtet nach verschiedenen Erhebungen nur ein gutes Drittel der Autofahrer bei ihrer Tankentscheidung vor allem auf den Preis. Ähnlich wie der Autoclub sieht es auch Mundt: "Je mehr Autofahrer die Informationsdienste nutzen, um gezielt die preiswerteste Tankstelle in der Umgebung anzufahren, umso höher wird der Druck auf die Anbieter, wettbewerbskonforme Preise zu setzen."

Der ADAC hat beobachtet, dass die Preissprünge im Laufe eines Tages nach wie vor enorm sind, manchmal mehr als zehn Cent je Liter an der gleichen Tankstelle. Es lasse sich auch nicht erkennen, dass die gegenwärtig relativ moderaten Benzinpreise von durchschnittlich 1,52 Euro für einen Liter E10 und 1,42 Euro für Diesel etwas mit der neuen Preismeldestelle zu tun haben. Die aktuellen Preise dürften, da sind sich Mineralölwirtschaft und Automobilclub einig, auf den stabilen Rohölpreis und den stärkeren Euro zurückzuführen sein. Für ein abschließendes Urteil über die Wirkung der Transparenzstelle auf den Benzinmarkt sei es noch zu früh.

Quelle: ntv.de, dpa

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