Autoaktien brechen einDax deutlich im Minus

Nachdem Analysten davon ausgegangen waren, dass der deutsche Aktienmarkt den chinesischen Zinsschritt relativ locker wegsteckt, zeigt sich der Dax doch überraschend empfindlich. Richtig rutschig wird es jedoch für die Autowerte.
DaxDie Zinserhöhung in
China hat den Anlegern am deutschen Aktienmarkt die Feiertagslaune etwas
verdorben. Der Dax rutschte wieder unter die psychologisch wichtige
7000-Punkte-Marke und schloss mit 6970 Zählern 1,2 Prozent im Minus. Strengere
Auflagen bei Pkw-Neuzulassungen in Peking veranlassten Anleger vor allem bei
Autowerten zu Gewinnmitnahmen.
Auch die US-Börsen
lagen bei Handelsschluss in Europa im Minus. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,3
Prozent, der S&P 500 um 0,2 Prozent. Der Nasdaq-Composite gab um 0,5
Prozent nach. Das Handelsvolumen im Dax blieb wie vor den Feiertagen dünn und
belief sich auf 44 (Donnerstag: 42) Mio. Aktien. Der Umsatz kletterte auf rund
1,5 (1,3) Mrd. Euro.
Dass die Chinesen allerdings ausgerechnet an Weihnachten ihre Leitzinsen um
je 25 Basispunkte anhoben, habe einige Anleger doch etwas irritiert und zu
Gewinnmitnahmen veranlasst. "Die Zinserhöhung in China lastet auf der
Stimmung, aber eine Trendumkehr ist das nicht", erklärte ein Händler.
"Das Orderbuch ist aber sehr dünn, so dass schon kleinere Verkaufsaufträge
zu größeren Bewegungen führen können."
Chinas Zentralbank hatte am zweiten Weihnachtstag die Zinsen für Kredite um
25 Basispunkte auf 5,81 Prozent und für Einlagen um 25 Basispunkte auf 2,75
Prozent angehoben. Damit tritt Chinas Führung verstärkt auf die
Konjunkturbremse, um die Teuerungsrate in dem rasant wachsenden Schwellenland
in Schach zu halten. In Shanghai hatte die Börse im Schlussgeschäft ins Minus
gedreht und zwei Prozent verloren. In Tokio hatten die Investoren die Maßnahme
allerdings relativ unbeeindruckt abgeschüttelt und der Nikkei-Leitindex im Plus
geschlossen.
Zu den größten Dax-Verlierern zählten die Autowerte, die im Börsenjahr 2010
ansonsten zu den Favoriten der Anleger zählten. Händler machten dafür Meldungen
aus China über neue Regeln zur Eindämmung des Straßenverkehrs in Peking
verantwortlich. Jeden Tag werden derzeit in der Hauptstadt 2000 neue Fahrzeuge
zugelassen, was erheblich zur Luftverschmutzung beiträgt. Sollte dies auch
anderswo geplant sein, könnte China seine "Lokomotiv-Funktion für die Branche"
verlieren, sagte Marktstratege Carsten Klude von Warburg Research. Daimler
büßten 4,6 Prozent auf 51,57 Euro ein, VW rutschten um 4,76
Prozent auf 122,00 Euro und BMW bildeten mit einem Abschlag 6,4
Prozent auf 59,22 Euro das Schlusslicht. "Der Boommarkt China ist gerade
für deutsche Autobauer ein sehr wichtiger Absatzmarkt, der zuletzt die
Umsatzrückgänge in den anderen Schlüsselmärkten neutralisieren konnte",
sagte Händler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade. Insofern wären Beschränkungen
für den dortigen Absatz ein harter Schlag.
Der Druck auf den Dax ziehe auch Schwergewichte wie BASF
mit nach unten, sagten Händler. BASF verloren 1,23 Prozent auf 60,66 Euro. Bayer
gaben um 1,15 Prozent, Metro um 0,34 Prozent nach.
Allianz notierten 0,89 Prozent leichter bei 89,39 Euro. Der
Lebensversicherer leidet unter einem Bericht der "Financial Times
Deutschland", die deutsche Finanzaufsicht BaFin könnte höhere
Rückstellungen von den Lebensversicherern fordern. Die geringe Marktrendite
reiche derzeit kaum zur Sicherung des Garantiezinses, so die Begründung.
Deutsche Post fielen um 0,43 Prozent auf 12,70 Euro.
Händler sehen keine große Kursstütze in der Nachricht, die Kosten im
Briefversand weiter drücken zu wollen.
Zu den wenigen Gewinnern gehörten die Aktien von K+S mit
einem Aufschlag von 0,28 Prozent. Das anhaltende Winterwetter in Deutschland
sei gut für das Geschäft mit Streusalz, sagten Händler.
Im TecDax trotzten Singulus dem Trend und legten 3,8 Prozent
zu. Händler verwiesen auf Aussagen des Singulus-Chefs Stefan Rinck, der im
"Handelsblatt" die Rückkehr des Spezialmaschinenbauers in die
Gewinnzone beim operativen Geschäft für 2011 angekündigt hatte. Größter
Gewinner waren jedoch QSC mit einem
Plus von 6,6 Prozent.