Archiv

Autoaktien brechen einDax deutlich im Minus

27.12.2010, 17:52 Uhr
2v8d1940-jpg3747006793188981853
Der Dax konnte die Schussfahrt kaum bremsen. (Foto: dpa)

Nachdem Analysten davon ausgegangen waren, dass der deutsche Aktienmarkt den chinesischen Zinsschritt relativ locker wegsteckt, zeigt sich der Dax doch überraschend empfindlich. Richtig rutschig wird es jedoch für die Autowerte.

DaxDie Zinserhöhung in

China hat den Anlegern am deutschen Aktienmarkt die Feiertagslaune etwas

verdorben. Der Dax rutschte wieder unter die psychologisch wichtige

7000-Punkte-Marke und schloss mit 6970 Zählern 1,2 Prozent im Minus. Strengere

Auflagen bei Pkw-Neuzulassungen in Peking veranlassten Anleger vor allem bei

Autowerten zu Gewinnmitnahmen.

Auch die US-Börsen

lagen bei Handelsschluss in Europa im Minus. Der Dow-Jones-Index fiel um 0,3

Prozent, der S&P 500 um 0,2 Prozent. Der Nasdaq-Composite gab um 0,5

Prozent nach. Das Handelsvolumen im Dax blieb wie vor den Feiertagen dünn und

belief sich auf 44 (Donnerstag: 42) Mio. Aktien. Der Umsatz kletterte auf rund

1,5 (1,3) Mrd. Euro.

Dass die Chinesen allerdings ausgerechnet an Weihnachten ihre Leitzinsen um

je 25 Basispunkte anhoben, habe einige Anleger doch etwas irritiert und zu

Gewinnmitnahmen veranlasst. "Die Zinserhöhung in China lastet auf der

Stimmung, aber eine Trendumkehr ist das nicht", erklärte ein Händler.

"Das Orderbuch ist aber sehr dünn, so dass schon kleinere Verkaufsaufträge

zu größeren Bewegungen führen können."

Chinas Zentralbank hatte am zweiten Weihnachtstag die Zinsen für Kredite um

25 Basispunkte auf 5,81 Prozent und für Einlagen um 25 Basispunkte auf 2,75

Prozent angehoben. Damit tritt Chinas Führung verstärkt auf die

Konjunkturbremse, um die Teuerungsrate in dem rasant wachsenden Schwellenland

in Schach zu halten. In Shanghai hatte die Börse im Schlussgeschäft ins Minus

gedreht und zwei Prozent verloren. In Tokio hatten die Investoren die Maßnahme

allerdings relativ unbeeindruckt abgeschüttelt und der Nikkei-Leitindex im Plus

geschlossen.

Zu den größten Dax-Verlierern zählten die Autowerte, die im Börsenjahr 2010

ansonsten zu den Favoriten der Anleger zählten. Händler machten dafür Meldungen

aus China über neue Regeln zur Eindämmung des Straßenverkehrs in Peking

verantwortlich. Jeden Tag werden derzeit in der Hauptstadt 2000 neue Fahrzeuge

zugelassen, was erheblich zur Luftverschmutzung beiträgt. Sollte dies auch

anderswo geplant sein, könnte China seine "Lokomotiv-Funktion für die Branche"

verlieren, sagte Marktstratege Carsten Klude von Warburg Research. Daimler

büßten 4,6 Prozent auf 51,57 Euro ein, VW rutschten um 4,76

Prozent auf 122,00 Euro und BMW bildeten mit einem Abschlag 6,4

Prozent auf 59,22 Euro das Schlusslicht. "Der Boommarkt China ist gerade

für deutsche Autobauer ein sehr wichtiger Absatzmarkt, der zuletzt die

Umsatzrückgänge in den anderen Schlüsselmärkten neutralisieren konnte",

sagte Händler Andreas Lipkow von MWB Fairtrade. Insofern wären Beschränkungen

für den dortigen Absatz ein harter Schlag.

Der Druck auf den Dax ziehe auch Schwergewichte wie BASF

mit nach unten, sagten Händler. BASF verloren 1,23 Prozent auf 60,66 Euro. Bayer

gaben um 1,15 Prozent, Metro um 0,34 Prozent nach.

Allianz notierten 0,89 Prozent leichter bei 89,39 Euro. Der

Lebensversicherer leidet unter einem Bericht der "Financial Times

Deutschland", die deutsche Finanzaufsicht BaFin könnte höhere

Rückstellungen von den Lebensversicherern fordern. Die geringe Marktrendite

reiche derzeit kaum zur Sicherung des Garantiezinses, so die Begründung.

Deutsche Post fielen um 0,43 Prozent auf 12,70 Euro.

Händler sehen keine große Kursstütze in der Nachricht, die Kosten im

Briefversand weiter drücken zu wollen.

Zu den wenigen Gewinnern gehörten die Aktien von K+S mit

einem Aufschlag von 0,28 Prozent. Das anhaltende Winterwetter in Deutschland

sei gut für das Geschäft mit Streusalz, sagten Händler.

Im TecDax trotzten Singulus dem Trend und legten 3,8 Prozent

zu. Händler verwiesen auf Aussagen des Singulus-Chefs Stefan Rinck, der im

"Handelsblatt" die Rückkehr des Spezialmaschinenbauers in die

Gewinnzone beim operativen Geschäft für 2011 angekündigt hatte. Größter

Gewinner waren jedoch QSC mit einem

Plus von 6,6 Prozent.

Quelle: sla/rts/DJ