Transplantation erstmals geglückt Schwedin entbindet mit fremder Gebärmutter
04.10.2014, 15:13 Uhr
Der kleine Junge kam acht Wochen zu früh auf die Welt und ist bereits eine Sensation: Er wuchs in einer transplantierten Gebärmutter auf.
(Foto: dpa)
Ärzten in Göteborg gelingt ein Durchbruch in der Transplantationsmedizin: Einer 35-Jährigen wird eine fremde Gebärmutter eingepflanzt, mit der sie tatsächlich ein Kind auf die Welt bringt. "Es war atemberaubend", berichten die Chirurgen.
Schwedischen Medizinern ist nach eigenen Angaben eine Sensation geglückt. Mit einer gespendeten Gebärmutter habe eine Frau erstmals ein gesundes Baby zur Welt gebracht. Schon im September habe die Mutter den kleinen Jungen per Kaiserschnitt entbunden, teilte die Universität Göteborg mit.
"Sowohl der Mutter als auch dem Kind geht es gut, sie sind jetzt zu Hause", sagte Professor Mats Brännström, der den Eingriff vorgenommen hatte. Die 35 Jahre alte Frau hatte das Organ in einer zehnstündigen Operation erhalten, nachdem eine 61-jährige Freundin der Familie ihre Gebärmutter gespendet hatte. Ein Jahr später setzten sie der Frau ein Embryo ein - es stammte aus einer ihrer eigenen Eizellen, die im Reagenzglas mit dem Samen ihres Partners befruchtet worden waren. Die frisch gebackene Mutter war den Angaben zufolge ohne Gebärmutter zur Welt gekommen, ihre Eierstöcke waren aber intakt.
Die Göteborger Forscher hatten insgesamt neun Frauen fremde Gebärmütter eingesetzt. Einigen Frauen fehlte das Organ von Geburt an, andere hatten es wegen einer Krebserkrankung verloren. Zwei verpflanzte Gebärmütter mussten die Ärzte nach einer Infektion und wegen Blutungen wieder entfernen. Sieben operierte Frauen starteten Schwangerschaftsversuche mit eigenen Eizellen, die im Reagenzglas befruchtet worden waren.
"Niemand konnte es glauben"
Im Frühjahr war die 35-Jährige schließlich als erste Patienten mit einer transplantierten Gebärmutter schwanger geworden. Nach Angaben Brännströms verlief die Schwangerschaft weitgehend normal, nur einmal kam es zu leichten Abstoßungstendenzen. In der 32. Schwangerschaftswoche jedoch musste die Frau mit Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) in die Uniklinik, ihr Baby wurde per Kaiserschnitt geholt.
Laut der Universität wog der Junge bei zum Zeitpunkt der Geburt 1775 Gramm und war 40 Zentimeter groß. "Es war atemberaubend", sagte die gynäkologische Chirurgin Liza Johannesson in Göteborg. Es sei für die Ärzte ein ähnliches Gefühl gewesen wie selbst ein Kind zur Welt zu bringen. "Niemand konnte es glauben." Die Eltern seien dankbar und glücklich.
Göteborger Wissenschaftler forschen seit 15 Jahren auf diesem Gebiet, doch nie zuvor war nach einer Transplantation eine Geburt geglückt. "Das Projekt lehrt uns, dass wir tatsächlich niemals aufgeben dürfen", erklärte Johannesson. Brännström versicherte, der Fall habe zudem gezeigt, "dass die Transplantation einer Gebärmutter von einer lebenden Spenderin möglich ist, selbst wenn diese die Wechseljahre bereits hinter sich hat". Zwei frühere Versuche in Saudi-Arabien und der Türkei waren der Universität zufolge ebenfalls gescheitert.
Quelle: ntv.de, lsc/dpa/AFP