Panorama

Die Schlimmsten der Schlimmsten60 Jahre "Most Wanted"

12.03.2010, 12:03 Uhr

Seit 60 Jahren fahndet das FBI mit der Liste der Meistgesuchten nach Schwerverbrechern - mit einer hohen Erfolgsquote. Die bebilderte Aufstellung entstand aber eher durch Zufall.

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Bisher wurden rund 500 Verbrecher in die Liste aufgenommen, darunter acht Frauen. (Foto: dpa)

Der eine ermordet während einer Kneipenschlägerei seine Ehefrau und zwei Schwager. Der andere ist Drahtzieher der schwersten Terroranschläge auf US-Boden. So unterschiedlich ihre Verbrechen, ist beiden eines gemein: Die Bluttaten brachten Thomas Holden und Osama bin Laden auf die Liste der zehn meistgesuchten Schwerverbrecher der US-Bundespolizei FBI. Holden ist am 14. März 1950 der erste, der seinen unrühmlichen Platz erhält, El-Kaida-Chef Bin Laden ist derzeit der prominenteste. Am 14. März wird die weltberühmte Liste der "Ten Most Wanted Fugitives" des FBI 60 Jahre alt.

In der berühmt-berüchtigten Verbrechersammlung findet sich das ganze Spektrum: Mörder, Pädophile, Drogendealer und Terroristen, früher aber auch Bankräuber, Betrüger oder Autodiebe. Zum Geburtstag kann die Liste auf viele Erfolge zurückblicken: "94 Prozent der bis heute etwa 500 Meistgesuchten haben die Bundespolizisten früher oder später gefasst", sagt FBI-Sprecher Ken Hoffman. "Die Gesuchten sind Schwerverbrecher und damit deutlich schwerer zu fangen als ein einfacher Falschparker", sagt Hoffman. "Die Quote von 94 Prozent sehen wir daher als großen Erfolg." Für die rund 13.000 Agenten der Bundespolizei gilt es als Meilenstein in der Karriere, wenn sie einen der Schwerverbrecher in die Finger bekommen.

Bisher nur acht Frauen

Besonders flott klickten die Handschellen Ende der 60er Jahre bei Billy Austin Bryant. Nach nur zwei Stunden als "Top Tenner" war der sechsfache Bankräuber und Mörder zweier FBI-Agenten verhaftet. Am längsten verteidigte Donald Eugene Webb, Mörder eines Polizeichefs, seinen Platz. Nach 25 Jahren und 10 Monaten strich das FBI ihn 2007 von der Liste: Er wurde nie gefangen, und es ist unklar, ob er überhaupt noch lebt. Auf der Liste finden sich fast nur "Schwere Jungs", aber kaum Verbrecherinnen: Unter den knapp 500 Gesuchten, die auf die Liste kamen, waren bisher nur acht Frauen.

Die bebilderte Aufstellung der Schlimmsten der Schlimmen entstand eher durch Zufall. Ein Journalist fragte das FBI für einen Artikel nach den zehn "härtesten Jungs", die aktuell, im Jahr 1949, gesucht würden. Das FBI gab dem Reporter die Namen von vier flüchtigen Gefängnisinsassen, drei Betrügern, zwei Mördern und einem Bankräuber. Der damalige Direktor J. Edgar Hoover machte die erste provisorische Liste im folgenden Jahr dann zur Institution, damit die Bürger bei der Suche nach Schwerverbrechern helfen können. Und das mit Erfolg: Von den knapp 500 Gesuchten fasste das FBI 152 aufgrund von Tipps aus der Bevölkerung.

Moderne Verbrecherjagd

Mit den Jahrzehnten änderten sich die Bedrohungen - und mit ihnen die Auswahl der gefährlichsten Verbrecher. In den 1950er und 1960er Jahren standen noch Autodiebe oder Bankräuber auf der Liste. Heute müssen Kriminelle schon deutlich mehr auf dem Kerbholz haben - wie Joe Luis Saenz. 1998 soll er seine Freundin entführt, vergewaltigt und wie drei weitere Menschen umgebracht haben.

Die berühmte Liste verschicken die FBI-Mitarbeiter mittlerweile auch über einen E-Mail-Verteiler und soziale Netzwerke wie Twitter oder Facebook. Rund 33.000 Twitter-Anhänger und knapp 19.000 Facebook-FBI-Fans verfolgen so jede Änderung der Liste - und diese Zahlen steigen Monat für Monat, wie Sprecher Hoffman sagt. Ein virtueller Aushang in der Internet-Welt "Second Life" ist hingegen noch in der Testphase.

Wer den Verdacht hat, hinter einem Gesicht in der Menge könnte sich einer der meistgesuchten Verbrecher verbergen, kann mit einer Smartphone-Anwendung sicher gehen: Herunterladen, Foto mit dem Gegenüber vergleichen und direkt die über das Satelliten-Navigationssystem GPS ermittelte Position per E-Mail ans FBI schicken. Den technischen Möglichkeiten der Verbrecherjagd scheinen keine Grenzen gesetzt, und die Ermittler sind hoffnungsfroh. "Bisher haben wir aufgrund der sozialen Netzwerke noch keine Festnahmen gemacht", sagt Hoffman. "Aber das ist nur eine Frage der Zeit."

Quelle: Kirsten Krumrey, dpa