Panorama

Eine Sucht wie andere Ärzte fordern Hilfe für Raucher

In Deutschland rauchen rund 20 Millionen Erwachsene.

In Deutschland rauchen rund 20 Millionen Erwachsene.

(Foto: picture alliance / dpa)

Was in anderen Ländern längst praktiziert wird, fordern Lungenärzte und Suchtberater jetzt auch in Deutschland: Die Krankenkassen sollen entwöhnungswilligen Rauchern die Therapien bezahlen. Dies könne am Ende Milliarden an Folgekosten verhindern.

Die Kosten für die Raucherentwöhnung sollen nach dem Willen von Lungenärzten und Krebsexperten künftig von den Krankenkassen übernommen werden. Nikotinabhängigkeit sei eine Suchterkrankung und sollte daher genauso behandelt werden wie Alkohol- und Drogenabhängigkeit, forderten der Bundesverband der Pneumologen (BdP), das Deutsche Krebsforschungszentrum und weitere medizinische Fachgesellschaften in einer gemeinsamen Erklärung.

Rauchen sei ein vermeidbarer Risikofaktor für über 40 chronische Erkrankungen, vor allem Lungenkrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs. In Deutschland warteten allerdings entwöhnungswillige Raucher bislang vergeblich auf eine von den Kassen bezahlte Therapie, kritisierte der stellvertretende BdP-Vorsitzende Thomas Hering. In anderen Ländern wie Großbritannien, Schweden und Finnland würden Therapien zur Raucherentwöhnung längst von den Krankenversicherungen bezahlt.

Kassen zahlen keine "Lifestyle"-Therapien

Röntgenaufnahme einer von Krebs befallenen Lunge. Momentan zahlen die Kassen nur, wenn es schon fast zu spät ist.

Röntgenaufnahme einer von Krebs befallenen Lunge. Momentan zahlen die Kassen nur, wenn es schon fast zu spät ist.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Krankenkassen berufen sich demnach bisher darauf, nicht für sogenannte Lifestyle-Therapien aufkommen zu müssen. Rauchen sei aber "eine ernst zu nehmende, krankhafte Abhängigkeit" und dürfe nicht als Lifestyle verharmlost werden, erklärte Hering.

Nach Angaben der Verbände kämen auf die Krankenkassen bei der Erstattung der Raucherentwöhnung Kosten von "ungefähr einer Million Euro am Tag" allein für Medikamente zu. Insgesamt würden die Kassen aber Geld sparen, weil dadurch ein Großteil der tabakbedingten Folgeerkrankungen vermieden werden könnte.

21 Milliarden Euro Folgekosten

Schätzungen zufolge belaufen sich die Kosten für die Behandlung von Krankheiten, die auf das Rauchen zurückgehen, in Deutschland auf jährlich 7,5 Milliarden Euro. Werden Erwerbsunfähigkeit, Frühverrentung und Todesfälle mit einbezogen, wird sogar von einem gesamtwirtschaftlichen Schaden in Höhe von 21 Milliarden Euro pro Jahr ausgegangen.

Rauchern sollten daher Hilfen angeboten werden, vor allem Verhaltenstherapien in Kombination mit Nikotinersatzmitteln oder anderen Medikamenten, heißt es in dem Schreiben der Experten an Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Zu den Unterzeichnern gehören neben den Lungenärzten die Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin, die Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie, die Deutsche Herzstiftung, die Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, der Wissenschaftliche Aktionskreis Tabakentwöhnung sowie die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde.

In Deutschland rauchen rund 20 Millionen Erwachsene. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) sterben jedes Jahr bis zu 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens.

Quelle: ntv.de, AFP

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