Krankenhäuser in China Aids-Kranke werden abgewiesen
18.05.2011, 12:20 Uhr
Nach Behördenangaben leben etwa 740.000 HIV-Infizierte in der Volksrepublik.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Nach Behördenangaben leben etwa 740.000 HIV-Infizierte in China. Deren Behandlung wird in dortigen Krankenhäusern immer wieder verweigert. Der Grund: Andere Patienten könnten sonst eine andere Klinik aufsuchen wollen.
Chinesische Krankenhäuser verweigern Aids-Kranken und HIV-Infizierten nach Angaben der Internationale Arbeitsorganisation (ILO) regelmäßig eine Behandlung. Die UN-Sonderorganisation erklärte, Interviews mit mehr als 100 Erkrankten sowie 23 Klinikmanagern und Krankenpflegern belegten eine Diskriminierung der Betroffenen. Demnach schilderte ein 37-Jähriger aus der nördlichen Provinz Shaanxi, wie schwierig es für ihn war, wegen eines Knotens im Magen behandelt zu werden. "Jede Klinik hat mir geraten, mich sofort für einen Eingriff einweisen zu lassen, aber als sie hörten, dass ich HIV-positiv bin, wollte mich keine aufnehmen", sagte er.
Auch eine Spezialklinik habe ihm eine Behandlung versagt. Dort hätten ihm die Verantwortlichen gesagt, es könne dem Ruf des Krankenhauses schaden, wenn andere Patienten erfahren würden, dass im OP-Saal ein HIV-Infizierter behandelt worden sei.
Dem ILO-Bericht zufolge arbeiten die Kliniken in China in erster Linie profitorientiert. Sie sorgen sich demnach, dass wohlhabende Patienten eine andere Klinik aufsuchen, sobald sie erfahren, dass in ihrer ursprünglich gewählten Einrichtung auch Aids-Kranke behandelt werden. Die Regierung in Peking habe dieses Problem zwar bereits erkannt, die Regularien zur Behandlung von HIV-Infizierten seien aber unzureichend, beklagte die UN-Organisation.
Aids war in China lange Zeit ebenso wie Homosexualität ein Tabu-Thema. Die Regierung unterband früher Debatten über die Ausbreitung des HI-Virus im Land. In den vergangenen Jahren vollzog sich gegenüber dem Thema eine Öffnung. Nach Behördenangaben leben etwa 740.000 HIV-Infizierte in der Volksrepublik. Experten schätzen die Zahl der Betroffenen aber weitaus höher.
Quelle: ntv.de