Panorama

Suche nach dem "Nazi-Zug"Angebliche Finder zeigen Radarbild vom Gold

04.09.2015, 19:41 Uhr
TVP
Richter (l.) und Koper (M.) geben dem Sender TVP-Info ein Interview. (Foto: Screenshot des polnischen Senders PVT)

Polen ist in Skeptiker und Anhänger der Legende vom "goldenen Zug" geteilt. Nun melden sich die angeblichen Finder des "Nazi-Zugs" zu Wort und sagen: "Ja, er existiert". Und sie überraschen mit einem "Beweis".

Zwischen tristen Plattenbausiedlungen und alten Häuserfassaden grassiert in Walbrzych das Schatzfieber. Für Glanz sorgt in der niederschlesischen Bergbaustadt das am Rande gelegene Schloss Fürstenstein. Und natürlich die Gerüchte über den angeblichen "goldenen Zug", einen deutschen Panzerzug aus dem Zweiten Weltkrieg.

Für Walbrzych ist die Aufregung ein Segen - auch kommerziell. Nun werden Fernsehteams und Reporter aus ganz Europa durch die Tunnelanlagen und Stollen unter der Stadt geführt. In so einem Stollen, so heißt es seit bald drei Wochen, soll sich auch der mysteriöse Zug verbergen. Viele der Medienvertreter aus Deutschland und Kroatien, Großbritannien oder Dänemark belächeln den Hype um den Zug ein wenig als typische Sommerloch-Geschichte - und stiefeln dennoch unverdrossen durch die unterirdischen Gänge.

Die Walbrzycher warten unterdessen auf die offizielle Suchaktion. Gibt es ihn, den "Gold-Zug"? Die meisten meinen: Könnte doch sein. Ob er nun tatsächlich voll ist mit Raubgold der Nazis, mit Rüstungsmaterial oder, so eine weitere Spekulation, mit den Plänen für eine Geheimwaffe - muss sich ebenso noch zeigen wie der Zug selbst.

Ist der Zug eine Ente?

Lange wurde gerätselt, wer den Hinweis auf den Zug gab. Nun präsentieren sich zwei Männer im Fernsehen als angebliche Finder. Es gebe den Zug, betonten Piotr Koper und Andreas Richter im polnischen Fernsehsender TVP. "Wir besitzen Beweise für seine Existenz." Und sie seien zur Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium bereit, das am Freitag schon einmal Pioniere und Experten für chemische Waffen schickte, die die angegebene Fundstelle in Augenschein nahmen. Wann die eigentliche Suche losgeht, ist ungewiss. Das könne noch Wochen dauern, warnen die örtlichen Behörden vor übereilten Erwartungen.

Bei weitem nicht alle sind überzeugt, dass es wirklich einen Zug gibt. Nach einer Sitzung des Währungsrates fragten aufgeregte Journalisten vor einigen Tagen Nationalbankchef Marek Belka, ob die erhofften Goldfunde zur Zahlung polnischer Staatsschulden verwendet würden. Belka war einen Moment sprachlos. "Der Zug ist doch bloß eine Ente", sagte er kopfschüttelnd.

Das allerdings will in Walbrzych ganz bestimmt niemand hören - schon jetzt ist der touristische Werbeeffekt groß. Es wird bereits über die Zukunft des Zuges beraten, sollte er erst einmal freigelegt sein. Auf jeden Fall solle er in der Region bleiben, forderte der Chef der Breslauer Bezirksverwaltung schon mal vorsorglich.

Zug wohl einfach verschüttet

"Der Zug sollte als Touristenattraktion in Niederschlesien bleiben", sagte auch Koper, ein untersetzter Mann mit schütteren rotblonden Haaren. In einer von Anwälten verfassten Erklärung stellten Koper und sein deutscher Schatzsuch-Partner Richter sich als gründlich missverstanden dar. Niemals hätten sie die Informationen über den Fundort von einem zehnprozentigen Finderlohn abhängig gemacht, zu Unrecht würden sie als habgierig beschrieben. "Wir haben überlegt, einen bedeutenden Teil in die Einrichtung eines Museums über diese Entdeckung zu investieren."

Und überhaupt: So eine Schatzsuche sei alles andere als billig - auch wenn Koper im Fernsehinterview von "Sponsoren" sprach. Auf der Webseite der beiden Männer wird ein Bodenradar vorgestellt. Der Zug müsse nicht einmal auf Staatskosten zutage gefördert werden, versichern sie. Ihrer Meinung nach sei der Zug nicht vermint, widersprachen die Männer entsprechenden Gerüchten. Er befinde sich auch nicht in einem Tunnel der Bergbauregion, sondern sei einfach verschüttet worden. Allerdings, so das Duo weiter: Der vermutete Fundort am Kilometerpunkt 65 der Bahnlinie, der stimme.

Quelle: ntv.de, Eva Krafczyk, dpa

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