Täglich 4,25 Millionen Euro Autofahrer werden abgezockt
27.01.2011, 09:42 Uhr
Die Preisanzeige an einer Tankstelle in Frankfurt (Oder) am 18. Januar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Deutschlands Autofahrer lassen zu viel Geld an den Tankstellen - nach Angaben der "Bild"-Zeitung jeden Tag 4,25 Millionen Euro. Die Zeitung beruft sich dabei auf Berechnungen des Automobilclubs ADAC. ADAC-Experte Jürgen Albrecht sprach von "deutlich überhöhten Preisen". Gemessen an den gesunkenen Preisen für Öl und US-Dollar müsste Benzin im Schnitt 2,5 Cent billiger sein, sagte Albrecht der Zeitung. Schon ein Cent zu viel je Liter aber koste die Autofahrer täglich 1,7 Millionen Euro.
Vor einer Woche hatte der Benzinpreis bundesweit die Marke von 1,50 Euro geknackt. Damit ist Benzin so teuer wie seit dem Sommer 2008 nicht mehr. Auch Diesel wurde deutlich teurer. Ein Ende des Preisanstiegs an der Zapfsäule ist nicht in Sicht; der ADAC befürchtet weitere Erhöhungen.
ADAC: Konzerne verdienen mit
Allein mit einem hohen Ölpreis lässt sich der Anstieg aus Sicht des ADAC nicht erklären. "Da verdienen auch die Mineralölkonzerne immer mit", sagte ein Sprecher.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) hatte angesichts der explodierenden Benzin-Preise das Vorgehen der Mineralölkonzerne kritisiert und Konsequenzen angekündigt, falls das Bundeskartellamt Preisabsprachen in der Branche feststellt.
Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister Hendrik Hering (SPD) forderte die Ölkonzerne auf, ihre Kalkulationen offenzulegen. "Wenn sich durch die kartellrechtlichen Instrumente bei den auffällig synchron laufenden Preiserhöhungsrunden mögliche Absprachen nicht aufklären lassen, muss der Instrumentenkasten ergänzt werden", sagte Hering. Eine "Umkehrung der Beweislast" könne bei Oligopolen ein Weg sein. Eine Beweislastumkehr ist nach Angaben des Ministeriums bereits bei der Kontrolle der Preise für Strom und Gas eingesetzt worden.
Die immer wiederkehrenden Preisrunden vor Feiertagen und Ferienzeiten empörten nicht nur die Verbraucher, sondern legten auch einen konkreten Verdacht nahe, der dann von den Mineralölkonzernen stichhaltig entkräftet werden müsste. Hering forderte außerdem den Bundeswirtschaftsminister auf, sich bei der EU-Kommission für eine Entflechtung der Energie- und Mineralölkonzerne einzusetzen, um mehr Wettbewerb zu ermöglichen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP