Panorama

Auch Glasdach beschädigt Bahn beklagt "Imageschaden"

Nach dem Sturmschaden am Berliner Hauptbahnhof und der zweimaligen Sperrung der Station hat die Deutsche Bahn einen "großen Imageschaden" eingeräumt. Sie will die Verantwortlichen für den Sturmschaden vom vergangenen Donnerstag "rechtlich und finanziell zur Verantwortung ziehen". Nach dem zeitweiligen Chaos am Sonntag lief der Zugverkehr in Berlin und Brandenburg am Montag wieder normal. Auch die meisten anderen Verbindungen in Deutschland waren vier Tage nach dem Orkan "Kyrill " wieder intakt. In Nordrhein-Westfalen waren noch einige wenige Nahverkehrsstrecken unterbrochen. Durch "Kyrill" hatte sich ein Stahlträger vom erst im vergangenen Jahr eröffneten Berliner Hauptbahnhof gelöst und war auf die Vortreppe gestürzt.

Der Berliner Hauptbahnhof wird nach den stundenlangen Sperrungen in der Orkannacht und am Sonntag nun auch bei starkem Wind offen bleiben. Bis Montagabend sollten die obersten Querbalken der Fassadenkonstruktion aus Stahl so gesichert sein, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht, teilte die Bahn mit. Dazu werden zusätzliche Halterungen angeschweißt. Einer der tonnenschweren, stählernen Riegel war am Donnerstag im Orkan "Kyrill" herabgestürzt.

Durch den Sturm wurden, wie jetzt erst bekannt wurde, auch Teile des Glasdachs beschädigt. Über dem Haupteingang des Bahnhofs an der Invalidenstraße hätten Passanten einen Riss in einer Glasscheibe entdeckt, berichtet die "Berliner Zeitung". Bahn-Sprecher Michael Baufeld bestätigte, dass es zwei bis drei Risse in dem Dach gebe. Von den Rissen gehe aber keine Gefahr aus, weil die Scheiben nicht herabstürzen könnten, sagte der Sprecher. "Es sei denn, sie hauen mit einem Vorschlaghammer drauf." Dann würde die Scheibe in Glaskrümel zerfallen und herunter rieseln. Nach und nach sollen die defekten Scheiben ausgewechselt werden.

Berlins CDU-Landesvorsitzender Ingo Schmitt machte sich dafür stark, den Bahnhof Zoo wieder für den Fernverkehr zu nutzen, wenn der Hauptbahnhof in einem Notfall außer Betrieb ist. Auf Antrag der FDP-Fraktion soll im Bauausschuss des Abgeordnetenhauses am Mittwoch über Ursachen und Folgen des Unglücks gesprochen werden. SPD-Verkehrsexperte Christian Gaebler sprach von einer "ziemlichen Hilflosigkeit" der Bahn. Sie habe offenkundig "kein Szenario für den Fall, dass der Hauptbahnhof ausfällt". Die Bundestags-Grünen sprachen von unprofessionellem Krisenmanagement.

Die Bahn stellte klar, dass der Bahnhof Zoo am Sonntag als Ersatzstation nicht in Frage gekommen sei, weil die gesamte Ost-West-Strecke gesperrt war. Stattdessen habe man auf die Bahnhöfe Südkreuz und Gesundbrunnen zurückgegriffen, von wo aus die Fahrgäste gute Anschlüsse bekommen hätten. Für manche Kunden habe es dennoch Verspätungen bis zu zwei Stunden gegeben, sagte der Bahn-Konzernbevollmächtigte für Berlin, Ingulf Leuschel.

Das Unternehmen hielt sich bei der Schuldfrage noch bedeckt. Der Vorstandschef der Bahntochter DB Station & Service, Wolf-Dieter Siebert, warnte vor vorschnellen Schuldzuweisungen. Zuerst müssten die Ergebnisse des Beweissicherungsverfahrens abgewartet werden. "In diesem Verfahren werden Architekt, Baufirmen, Ingenieurbüros und Statiker viele Fragen beantworten müssen. Wir als Bauherr mussten davon ausgehen, dass wir einen ordentlich genehmigten Top-Bahnhof übernehmen, der nach allen Regeln der Technik geplant, genehmigt, gebaut und abgenommen wurde", sagte Siebert, der für die Personenbahnhöfe zuständig ist. Es habe hinsichtlich der Fassadenriegel keinerlei Sicherheitsbedenken gegeben - weder bei der Planung noch im Genehmigungsverfahren, der Bauausführung und der Abnahme.

Der Vizepräsident des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine, Gerd Schnitzspahn, sagte: "Diese Fassadenelemente hätten beim Bau befestigt werden müssen. Wer das übersehen hat, der hat jetzt ein großes Problem." Der Berliner Architekt Bernhard Tibes erläuterte, es sei unwahrscheinlich, dass der Wind den zwei Tonnen schweren Stahlträger direkt von seiner Auflage gehoben hat. Vermutlich sei "das gesamte Gebäude in Bewegung" gewesen.

Quelle: ntv.de

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