Rocker schlüpfen beim Feind unterBandidos wechseln die Seiten

Von außen wird man aus den Rockerclubs Bandidos und Hells Angels nicht schlau: Nun haben sich mehrere Gruppierungen von den Bandidos losgesagt und das Emblem der verfeindeten Hells Angels an ihren Vereinsheimen angebracht. Die Polizei nimmt unterdessen auf der Suche nach einer Leiche ein ganzes Lagerhaus auseinander.
Mehrere Untergruppen der Berliner Rockerclubs Bandidos sind zu den verfeindeten Hells Angels übergetreten. "Wir sehen das als Schritt im Kampf um Einflussgebiete", sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf und bestätigte damit entsprechende Medien-Berichte. Die Ermittler rechnen nun damit, dass sich die verbleibenden Bandidos an den Überläufern rächen könnten. "Nach Übertritten in der Vergangenheit gab es entsprechende Vergeltungsaktionen", sagte Neuendorf. Die Polizei werde darum verstärkt Kontrollen im Rockermilieu durchführen und Präsenz zeigen.
Zuletzt hatte es auch in Kiel und Hannover großangelegte Polizeiaktionen gegen die Rocker gegeben. Rund 1200 Beamte durchsuchten in Norddeutschland Bordelle, Kneipen und Wohnungen. Es kam in Kiel zu fünf Verhaftungen.
Club-Symbole wurden ausgetauscht
Auf ihrer Webseite begrüßten die Hells Angels die Berliner Bandidos-Untergruppe Southside als Neuling. Das Chapter Southside soll sich nach übereinstimmenden Berichten aufgelöst und den Hells Angels in Potsdam angeschlossen haben. Auch die Untergruppe South Central hat offenbar die Seiten gewechselt: Nach Polizeiangaben wurden die Club-Symbole am Vereinsheim in der Streustraße in Berlin-Weißensee gegen die der Hells Angels ausgetauscht.
Der Berliner Übertritt könnte möglicherweise mit einem drohenden Verbot von Rockerclubs zusammenhängen. Wie "Spiegel Online" berichtet, soll in der Berliner Senatsinnenverwaltung eine Verbotsverfügung vor dem Abschluss stehen. Bald sollen demnach Vereinsheime, Kneipen und Privatwohnungen von Mitgliedern durchsucht werden. Weder Innensenator Frank Henkel (CDU) noch Polizei wollten sich dazu aus "ermittlungstaktischen Gründen" äußern. In Berlin wird seit längerer Zeit ein Verbotsverfahren geprüft.
Bandidos und Hells Angels gelten traditionell als verfeindet. Zuletzt hatten sich beide Clubs in der Hauptstadt immer wieder teils heftige Auseinandersetzungen geliefert. Experten gehen davon aus, dass sich die Bandidos angesichts eines schwindenden Einflusses ganz aus Berlin zurückziehen könnten. Aber auch ein Übertritt zu den Hells Angels wird nicht ausgeschlossen.
Die Polizei demontiert auf der Suche nach einer Leiche ein Lagerhaus
Unterdessen bleibt die Suche nach einer der Leiche in Schleswig-Holstein bislang erfolglos. Die Polizei vermutet im Boden eines Lagerhauses die Überreste eines Mannes, für dessen Tod die Hells Angels verantwortlich sein könnten. "Wir wissen noch nicht, in welchem Tempo wir es schaffen, diese akribische Arbeit durchzuführen", sagte ein Sprecher an dem weiträumig abgesperrten Einsatzort. Der damals 47-jährige Mann war vor zwei Jahren verschwunden. Er soll wegen Drogengeschäften mit den Hells Angels aneinandergeraten sein.
Man habe zunächst das Betonfundament der Halle abgetragen, dann werde der Untergrund darunter untersucht, hieß es. Dabei dürften keine Spuren vernichtet werden. "Das Ganze gestaltet sich äußerst schwierig", meinte eine Sprecherin. Für die "intensive Spurensuche" seien nun Spezialisten vom Landeskriminalamt im Einsatz. Außerdem helfe das Technische Hilfswerk mit schwerem Gerät, Betonplatten abzutransportieren.
Toter Bandido in Bottrop
Ebenso ratlos ist bislang die Polizei in Recklinghausen. Dort wurde ein Mitglied der Bandidos erschossen. Polizisten fanden den Mann neben einem Motorrad liegend am Rand einer Straße in Bottrop. Ein Notarzt konnte dem 49-Jährigen nicht mehr helfen, das Opfer starb noch vor Ort. "Die Kleidung des Getöteten weist auf eine Mitgliedschaft bei den Bandidos hin", sagte ein Polizeisprecher. Der Hintergrund der Tat ist noch unklar. "Wir ermitteln in alle Richtungen", sagte der Sprecher. Die Staatsanwaltschaft Essen und die Polizei Recklinghausen richteten eine Mordkommission ein.