Panorama

Neue Gutachten aufgetauchtBewegung im Fall Kachelmann

05.06.2010, 18:04 Uhr

Die Anklage im Fall Kachelmann könnte zusammenbrechen. Ganz offensichtlich fährt die Verteidigung des prominenten TV-Mannes eine Strategie, wonach alle Beweise der Staatsanwaltschaft mit genauso vagen Gegenbeweisen zumindest "zweifelhaft" erscheinen.

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Jörg Kachelmann wird am 24.03.2010 im Amtsgericht Mannheim zu einem Polizeiwagen gebracht. (Foto: dpa)

Die Frage, ob schuld oder nicht schuldig, ist in diesen Stunden offenbar noch nicht zu klären. Fest steht, in den Fall des unter Vergewaltigungsverdacht stehenden Wettermoderators Jörg Kachelmann ist Bewegung gekommen. Die Aussagen des mutmaßlichen Opfers sollen einer Gutachterin als "zweifelhaft" erschienen sein, berichtet "Der Spiegel". In einem von der Staatsanwaltschaft Mannheim in Auftrag gegebenen Glaubhaftigkeits-Gutachten soll demnach die Bremer Psychologin Luise Greuel zu dem Schluss gekommen sein, dass die Schilderung der Vergewaltigung "nicht die Mindestanforderungen an die logische Konsistenz, Detaillierung und Konstanz" erfülle.

Weiterhin schreibt das Nachrichtenmagazin, dass in dem Gutachten das mutmaßliche Opfer die Tat selbst bei eingehender Befragung nur vage und oberflächlich wiedergeben könne. So würden Sachverhalte dargestellt, die handlungstechnisch unwahrscheinlich bis unmöglich seien. Zwar ist damit keineswegs eine Falschaussage erwiesen. Die im gerichtlichen Kontext gebotene Zuverlässigkeit der Aussagen kann aber in Frage gestellt werden.

Keine klaren Erkenntnisse

Auch das Tatobjekt, nämlich ein Messer, das Kachelmann der Frau bei der Tat an den Hals gehalten haben soll, gilt jetzt wieder als zumindest umstritten. Die gefundene Blutspur an dem Messer sei so winzig gewesen, dass sich nicht feststellen lasse, ob es sich um Blut der Frau handelte oder um Tierblut, das möglicherweise mit Hautpartikeln von ihr behaftet war, zitiert der "Spiegel" aus dem Gutachten. Bei DNA-Spuren am Messer habe das LKA zudem nicht ausschließen können, dass Kachelmann es in der Hand gehalten hatte. Ein unzweifelhafter Nachweis sei aber auch hier nicht möglich gewesen.

Die Staatsanwaltschaft Mannheim hatte Mitte Mai Anklage gegen Kachelmann erhoben wegen des Verdachts der besonders schweren Vergewaltigung und gefährlichen Körperverletzung. Laut Anklage soll der 51-jährige Schweizer im Februar seine 36-jährige langjährige Freundin in deren Schwetzinger Wohnung vergewaltigt haben. Kachelmann war Mitte März nach der Rückkehr von den Olympischen Winterspielen in Kanada auf dem Flughafen Frankfurt am Main verhaftet worden, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Der TV-Moderator beteuert seine Unschuld.

Quelle: ppo/AFP