Panorama

Ganzes Waffenarsenal daheim Direns Todesschütze war bekifft

Wann der Prozess gegen Markus K. beginnt, ist noch unklar.

Wann der Prozess gegen Markus K. beginnt, ist noch unklar.

(Foto: AP)

Beklemmende Details zum Tode des Hamburger Jungen in den USA: Der Schütze war nach seiner Tat derart ruhig, dass sich die Polizei darüber wunderte. Tage zuvor hatte er seine Gewalttat lauthals angekündigt - und kurz vorher Marihuana geraucht.

Der Todesschütze des Hamburger Gastschülers Diren, Markus K. wollte nach einem Bericht der Staatsanwaltschaft sein Opfer auf keinen Fall entkommen lassen. Er habe den 17-Jährigen wie ein "gefangenes Tier" in seiner Garage im US-Staat Montana gestellt, sagte der wegen vorsätzlicher Tötung Angeklagte. Zugleich bestätigte die Staatsanwaltschaft in einem umfassenden Bericht: Der Schütze hatte bereits Tage vor dem Verbrechen seine Gewalttat öffentlich angekündigt. Er werde ernsthaft ein paar verdammte Kinder umbringen, sagte er in einem Friseursalon laut Zeugen. Der Bericht von Staatsanwalt Andrew Paul in Missoula ist voll bedrückender Details.

So sagte K's Partnerin, dieser habe vor der Tat Marihuana geraucht. Sie seien beide auf der Lauer gewesen, weil bei ihnen in jüngster Zeit zweimal eingebrochen worden sei. Zuvor hätten sie Bewegungsmelder in der Garage installiert. Das Warten auf einen neuerlichen Einbrecher in der Nacht zum 28. April hätten sie sich durch einen Film und ein Bad in Whirlpool verkürzt.

Bei den beiden Einbrüchen waren einmal Kreditkarten und einmal ein Einmachglas voll Marihuana gestohlen worden. Die beiden Fälle wurden inzwischen aufgeklärt und anderen Teenagern zugeordnet.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der Schütze über ein ganzes Arsenal von Waffen in seinem Haus verfügt haben. Die Polizei habe mehrere Gewehre, eine Pistole sowie eine weitere Shotgun gefunden, hieß es in den nun vorgelegten Justizdokumenten. Aus einer solchen Shotgun hatte der Hausbesitzer vier Schüsse auf den Jugendlichen abgegeben.

"Macht euch keine Sorgen mehr"

Die Partnerin des Schützen äußerte sich dem Bericht zufolge am Tag danach vor Nachbarn geradezu zufrieden. "Ich glaube, Ihr müsst Euch um das Einbrecherproblem keine Sorgen mehr machen", sagte sie demnach. Der Eindringling in die Garage sei tot. Als bemerkenswert beschrieb ein Polizeibeamter den Zustand des Todesschützen unmittelbar nach der Tat. "Ungewöhnlich ruhig angesichts der Situation" sei er gewesen. Er sei in der völlig dunklen Garage in Panik geraten, sagte der Angeklagte, der sich im Prozess auf Notwehr berufen will.

Einbruch aus langer Weile

Nach Angaben eines Freundes des Hamburger Jugendlichen waren er und Diren in der fraglichen Nacht auf einer "Garage-Hopping-Tour" unterwegs - eine in den ländlichen Gebieten der USA verbreitete Mutprobe. Dabei dringen Jugendliche in Garagen fremder Häuser ein, oft um sich dort Alkohol zu besorgen. Der ecuadorianische Austauschschüler sagte bei der Polizei aus, dass er und Diren gemeinsam mit anderen Freunden zuvor drei bis vier Mal daran teilgenommen hätten.

In der Nacht zum 27. April hätten er und Diren sich gelangweilt, heißt es in der Aussage. Sie seien in der Nachbarschaft herumgelaufen, ehe Diren ohne etwas zu sagen in die Garage von K. gegangen sei. Den Justizdokumenten zufolge nahm der junge Ecuadorianer an, dass sein Freund "nach einem alkoholischen Getränk" suchen würde. Plötzlich habe er eine Männerstimme gehört, die "Ich seh' dich da" gerufen habe. Ein oder zwei Sekunden später habe der Jugendliche den ersten Schuss gehört. Daraufhin sei er zurück zum Haus von Diren gelaufen, um die Gasteltern zu alarmieren.

Prozessbeginn noch offen

Wann der Prozess im Fall Diren beginnt, ist derzeit noch unklar. Am Montag war der Fall erst einmal an ein höheres Bezirksgericht in Missoula verwiesen worden.

In Deutschland wurden bisher noch keine Ermittlungen eingeleitet. Die notwendigen Unterlagen aus den USA seien bislang nicht eingegangen, sagte eine Sprecherin der Hamburger Anklagebehörde. Direns Leichnam war bereits in der vergangenen Woche in der Türkei bestattet worden.

Für seine deutsche Austauschorganisation gibt es keinen Grund für Veränderungen an ihrem Programm. "Wir sehen keinen Anlass, dass wir irgendetwas anders machen, anders vorbereiten müssten", sagte ein Sprecher des Unternehmens Xplore in Hamburg. Waffenbesitz in den USA sei schon vorher immer ein Thema gewesen, auch Diren sei darüber aufgeklärt worden. "Es war nie so, dass unsere Schüler unwissend in die USA gegangen sind." Ähnliche Aussagen waren auch von anderen Austauschorganisationen in Deutschland zu hören.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa

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