"Züge einer Exekution"Döner-Mörder tötet wieder
Ein türkischer Kioskbetreiber aus Dortmund ist nach Angaben der Polizei das achte Opfer einer in Europa einmaligen Kette von Serienmorden geworden.
Eine mysteriöse deutschlandweite Mordserie an vorwiegend türkischen Kleinunternehmern hat in Dortmund ihr achtes Opfer gefordert. Ein am Dienstag in der Westfalenstadt getöteter 39- jähriger Kioskbesitzer wurde mit der gleichen Waffe erschossen, mit der zuvor seit September 2000 sieben weitere Geschäftsleute in Nürnberg, Hamburg, München und Rostock getötet wurden. Von den acht Opfern waren sieben gebürtige Türken, einer war Grieche.
"Alle Taten zeigen Züge einer Exekution", sagte der Dortmunder Staatsanwalt Heiko Artkämper am Freitag. "Immer wurden die Unternehmer in ihren Läden aufgesucht und mit mehrfachen Kopfschüssen niedergestreckt". Geraubt wurde bei den Morden nie etwas. Das jeweilige Motiv ist unklar. Hinweise auf einen oder mehrere Täter gibt es bislang nicht. Es sei nicht auszuschließen, dass es Auftragsmorde gewesen seien, sagte der Staatsanwalt. Einen geisteskranken Serienmörder schließe man nach Erstellung eines Täterprofils derzeit eher aus.
Es sei bislang nicht gelungen, irgendwelche persönlichen Beziehungen zwischen den Opfern der so genannten Döner-Morde herzustellen. "Es gibt keinen gemeinsamen Nenner", sagte der Staatsanwalt. Dies gelte auch für deren Herkunft aus der Türkei oder eventuelle politische Einstellungen. Hinweise auf Erpressung oder einen Zusammenhang mit Drogengeschäften gebe es ebenfalls nicht. Artkämper hielt es für möglich, dass die Tat "ein Schlusspunkt unter eine Auseinandersetzung unter Kleingewerbetreibenden" gewesen sei.
Der 39-jährige Kioskbesitzer in Dortmund war am Dienstagmittag erschossen in seinem Geschäft aufgefunden worden. Die Ermittlungen hatten Übereinstimmungen mit den Fällen in den anderen Städten ergeben: Alle Opfer waren bei der Tat allein am Arbeitsplatz. Die Taten wurden während der Öffnungszeiten verübt. "In der Regel haben sich Täter und Opfer von Gesicht zu Gesicht gegenüber gestanden", erklärte die Staatsanwaltschaft. Einige Schüsse seien aufgesetzt gewesen und vermutlich auf die bereits am Boden liegenden Opfer abgegeben worden. Die Opfer seien vermutlich völlig überrascht gewesen. Keines habe Abwehrverletzungen aufgewiesen.
Zuletzt war Mitte Juni vergangenen Jahres in München ein griechischer Mitinhaber eines Schlüsseldienstes ermordet worden. Wenige Tage zuvor war in Nürnberg der Inhaber eines Dönerstandes auf die gleiche Weise getötet worden.
Die Dortmunder Behörden arbeiten mit dem Bundeskriminalamt (BKA) und den Ermittlern in Bayern, Hamburg und Rostock zusammen. Für Hinweise auf den Täter wurden 30.000 Euro Belohnung ausgesetzt.