Russland verscherbelt Tiger-Reservat Einzigartiger Wald wird Parkett
09.06.2011, 22:08 UhrMehr als 30 Milliarden Tonnen hochgiftiger Abfälle gefährden derzeit Leben und Gesundheit der Russen. "Das Erbe der Sowjetunion ist ein riesiges Ausmaß ökologischer Verwüstung", klagt Kremlchef Medwedew. Dennoch verkauft eine Forstbehörde mit Unterstützung Moskau einen einzigartigen Wald an der Grenze zu China an einen Parketthersteller.
Umweltschützer und Holzindustrie in Russland streiten um ein geplantes Tiger-Reservat. Ein im äußersten Osten des Landes als Reservat für den bedrohten Sibirischen Tiger ausgewiesener Landstrich ist nach Medienberichten der Holzindustrie zur Ausbeutung versprochen. Wie die Zeitung "Wedomosti" berichtete, gab die Forstbehörde der Region Wladiwostok mit Unterstützung Moskaus das Waldgebiet im Mai an einen Parkett-Hersteller. Das rund 400.000 Hektar große unberührte Gebiet an der Grenze zu China bestehe aus Zedern- und seltenen Laubwäldern, für die Moskau erst im November bei der UNESCO den Weltnaturerbe-Status beantragt habe.
Der Tiger-Gipfel zur Erhaltung der Raubkatzen Ende vergangenen Jahres in St. Petersburg hatte in Anwesenheit von Regierungschef Wladimir Putin beschlossen, den Landstrich in ein Refugium für den bedrohten Sibirischen Tiger, der auch Amur-Tiger genannt wird, umzuwandeln, wie "Wedomosti" berichtete. Die Zeitung betonte den Stellenwert des Waldes für die Tigerart: Es sei die einzige Verbindung zwischen den Populationen Chinas und Russlands. Wild leben nur noch etwa 500 Exemplare der Unterart, die meisten von ihnen in Russland.
Medwedew beklagt ökologische Verwüstung
Nur wenige Stunden vor Erscheinen des Zeitungsartikels hatte sich Präsident Dmitri Medwedew darüber beschwert, dass mehr als 30 Milliarden Tonnen hochgiftiger Abfälle das Leben und die Gesundheit der Russen gefährden. "Das Erbe der Sowjetunion ist ein riesiges Ausmaß ökologischer Verwüstung", sagte Medwedew im Chemiestandort Dserschinsk rund 250 Kilometer östlich von Moskau. In der westrussischen Stadt, die zu den schmutzigsten der Erde zählt, hatte die Sowjetunion im großen Stil Chemiewaffen produziert.
Er forderte die Regierung auf, schneller internationale Standards zu übernehmen. Seine Anweisungen würden nicht umgesetzt, beklagte der Präsident zum wiederholten Mal. Schätzungen zufolge leben rund ein Drittel der etwa 142 Millionen Russen in einer mit Schwermetallen und Giftmüll belasteten Umwelt.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa