Panorama

Von Prostituierten nichts gewusstFrauen für DSK nur "Material"

28.03.2012, 17:51 Uhr

Für Dominique Strauss-Kahn waren die Frauen, die an seinen Sex-Partys teilnahmen, nur "Material". Das es sich um Prostituierte handelte, will er nicht gewusst haben. Er sei "naiv" gewesen, soll der 62-Jährige im Verhör gesagt haben. Allerdings soll er sich nach den Tarifen einer bestimmten Frau erkundigt haben. Ein Callgirl wirft ihm vor, gewalttätig geworden zu sein.

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Nur ein naiver alter Mann? Dominique Strauss-Kahn. (Foto: REUTERS)

In einem ausführlichen SMS-Austausch mit einem Unternehmer hat der frühere IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn Teilnehmerinnen der Sex-Partys, die ihm derzeit juristische Probleme bereiten, als "Material" bezeichnet. Das meldet die französische Zeitung "Le Monde". Der Empfänger der SMS soll die Sex-Partys mitorganisiert und mitfinanziert haben.

Der einstige Hoffnungsträger der französischen Sozialisten räumte dem Bericht zufolge Ende Februar im Polizeigewahrsam ein, dass diese Wortwahl "ungehörig und unangemessen" gewesen sei. Strauss-Kahn fügte demnach zu seiner Entschuldigung hinzu, in einer SMS sei es eben praktischer, nur "ein Wort zu verwenden statt einer Liste von Vornamen". DSK, wie er in Frankreich genannt wird, will nun Anzeige wegen der Veröffentlichung von Informationen aus einem Verhörprotokoll erstatten.

Strauss-Kahn widersprach laut "Le Monde" den Aussagen eines Callgirls, wonach sie bei einem der Abende im Dezember 2010 in Washington gegen ihren Willen zu Sex-Praktiken gezwungen worden sei. Es habe "nie Verkehr unter Zwang" gegeben, versicherte der frühere IWF-Chef demnach. Strauss-Kahn sprach dem Bericht zufolge von "Lüge" und "Fehler". Die Frau, die sich belgischen Ermittlern gegenüber geäußert hatte, erstattete nie Anzeige. Auch eine weitere Frau beschrieb laut "Le Monde" gewalttätige und "bestialische" Praktiken bei den Partys.

Vorwurf: Organisierte Zuhälterei

Der 62-Jährige wies dem Bericht zufolge auch Aussagen einer Prostituierten zurück, denenzufolge er sich nach den Sex-Tarifen einer bestimmten Frau erkundigt habe. Dies wäre ein Hinweis darauf, dass der Ex-IWF-Chef doch gewusst hätte, dass es sich bei den Frauen um Prostituierte handelte.

Die Staatsanwaltschaft im nordfranzösischen Lille wirft Strauss-Kahn "organisierte Zuhälterei" vor und eröffnete deshalb am Montagabend ein Ermittlungsverfahren. Strauss-Kahn hat lediglich zugegeben, an einer Reihe von Sex-Partys in Paris, Brüssel und Washington teilgenommen zu haben.

Strauss-Kahn blieb im Polizeiverhör laut Tageszeitung "Le Monde" bei seiner Verteidigungsstrategie, derzufolge er nicht wusste, dass die Teilnehmerinnen bei den Sex-Partys Prostituierte waren: "Was mich betrifft, ich frage die Leute nicht über ihr Privatleben aus." Er sei bei den Partys "naiv" gewesen, zitierte die Zeitung aus den Verhörprotokollen.

Wegen "offensichtlicher Verletzung seiner Rechte" will Strauss-Kahn nun Anzeige erstatten, wie seine Anwälte ankündigten. "Le Monde" habe nur bruchstückhaft aus den Verhörprotokollen zitiert. Es müsse herausgefunden werden, wie diese Informationen durchsickern konnten.

Quelle: ntv.de, AFP