Massen-Sterilisierung in IndienFrauen starben offenbar durch Rattengift

Bei einem staatlichen Sterilisierungsprogramm sterben 14 Inderinnen. Zunächst steht der behandelnde Arzt unter Verdacht, jetzt ergeben Untersuchungen: Die verwendeten Medikamente waren verunreinigt.
Am Tod von bisher 14 Inderinnen nach einer Massen-Sterilisierung könnten vergiftete Medikamente schuld sein. Die Arzneimittel, die den Frauen nach dem Eingriff verabreicht wurden, hätten wahrscheinlich Zinkphosphid enthalten, teilten die Behörden des Bundesstaates Chhattisgarh mit. Die Zink-Phosphor-Verbindung (Zn3P2) wird gewöhnlich zur Herstellung von Ratten- und Mäusegift verwendet.
"Die Symptome, die die Frauen zeigten, sind die, die gewöhnlich nach dem Konsum von Zinkphosphid auftreten, das allgemein in Rodentiziden verwendet wird", sagte Alok Shukla von der Gesundheitsbehörde des Staates. Ein Arzt, der bereits festgenommen wurde, hatte am 8. November im Rahmen eines staatlichen Programmes in einem Krankenhaus in Bilaspur 83 Frauen die Eileiter durchgetrennt. Die Eingriffe erfolgten im Vier-Minutentakt. Fast alle klagten in den darauffolgenden Tagen über Schmerzen, Übelkeit und Fieber.
Nach dem Arzt waren auch der Besitzer der Arzneimittelfabrik Mahawar Pharma und sein Sohn festgenommen worden. Die Medikamente - ein Antibiotikum und ein Schmerzmittel - wurden zur chemischen Analyse in staatliche Labore geschickt.
Sterilisierungen sind ein wichtiger Teil des Familienplanungsprogramms der indischen Regierung, mit der sie die Zahl der Geburten kontrollieren will. In Chhattisgarh gibt es wie in vielen anderen Teilen Indien deshalb jedes Jahr zahlreiche Sterilisierungs-Camps. Wie üblich erhielten die Frauen am Wochenende umgerechnet knapp 20 Euro für den Eingriff. Obwohl dieser freiwillig ist, führt die Quotenpolitik in einigen Bundesstaaten dazu, dass Frauen immer wieder zu Sterilisierungen gezwungen werden. Männer lassen sich nur selten sterilisieren, andere Verhütungsmethoden werden kaum angewandt. Amtlichen Angaben zufolge starben zwischen 2010 und 2013 mehr als 330 Frauen bei derartigen Massenoperationen.