Panorama

Webcam-Spionage im Kinderzimmer Hacker in 100 Fällen angeklagt

Über 100 Kinderzimmer soll ein Hacker aus Nordhrein-Westfalen über die dort installierten Webcams ausspioniert haben. Die Aufnahmen zeigen überwiegend Mädchen, die sich an- und ausziehen oder auf ihrem Bett liegen. Aufgeflogen ist die Späh-Attacke nur dank eines skeptischen Datenschützers.

Wenn die Kontroll-Leuchte nicht ausgeht, sollte man skeptisch werden.

Wenn die Kontroll-Leuchte nicht ausgeht, sollte man skeptisch werden.

(Foto: Wjatscheslav Dumler, pixelio.de)

Ein 44-jähriger Mann soll mit manipulierten Webcams Kinderzimmer ausspioniert und sich mehr als drei Millionen Bilddateien verschafft haben. Die Aachener Staatsanwaltschaft hat nun den Mann aus dem rheinischen Aldenhoven wegen Ausspähens von Daten in fast 100 Fällen angeklagt.

Die Aufnahmen zeigen überwiegend Kinder und Jugendliche, die sich an- und ausziehen oder auf ihrem Bett liegen, sagte Behördensprecher Jost Schützeberg. Das Motiv sei noch unklar. "Ob es einen sexuellen Hintergrund hat, wissen wir nicht, denn der Angeschuldigte lässt sich bisher zu den Vorwürfen nicht ein", erklärte Schützeberg. Das "Westfalen-Blatt" hatte berichtet, dass zumeist Schülerinnen aus dem Kreis Gütersloh betroffen seien.

Der 44-Jährige soll zwischen Herbst 2009 und April 2010 mit Hilfe eines Virusprogramms fremde Webcams aktiviert und die damit gemachten Bilder auf seinem eigenen Computer gespeichert haben. Der Mann hat laut Anklage zunächst Passwörter entschlüsselt, um sich damit die Anmeldedaten von Nutzern des Internetdienstes ICQ zu erschleichen. Er verschickte dann unter falscher Identität Mitteilungen an die ahnungslosen Empfänger, die glaubten, sich mit einem befreundeten Mitglied auszutauschen.

Jugendliche arglos getäuscht

Der Täter forderte die Kinder und Jugendlichen auf, beigefügte Anhänge zu öffnen, die angeblich Fotos enthielten. Tatsächlich öffneten die Empfänger aber eine Trojanersoftware, die sich auf ihrem Computer selbst installierte. Bei eingeschaltetem PC konnte der Verdächtige damit Webcams in den Kinderzimmern ein- und ausschalten, ohne dass die ausgespähten Jugendlichen es bemerkten.

Die Spähattacke aufgedeckt hat Thomas Floß vom Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD). Der Elektrotechniker hält in Schulen regelmäßig Vorträge, um Kinder und Jugendliche für den Datenschutz zu sensibilisieren. "Zwei Mädchen erzählten, dass die Kontroll-Leuchte an ihren Webcams nicht ausgeht", so Floß. Als der Experte die Computer untersuchte, entdeckte er die schädlichen Programme - sogenannte Trojaner - die im Hintergrund die Geräte steuerten. Floß konnte die Spur in die Region Aachen zurückverfolgen und erstattete Anzeige.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es bald zu einem Prozess vor dem Amtsgericht Düren kommen wird.

Quelle: ntv.de, dpa

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