Panorama

Geiseldrama von GladbeckHans-Jürgen Rösner bekommt Freigang

29.10.2015, 17:20 Uhr
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Lebenslänglich mit anschließender Sicherungsverwahrung: Hans-Jürgen Rösner, hier bei einem Gerichtstermin im Jahr 2009. (Foto: REUTERS)

Erster Spaziergang nach fast drei Jahrzehnten im Gefängnis: Der verurteilte Mörder von Silke Bischoff sieht zum ersten Mal in diesem Jahrtausend die Welt außerhalb einer Haftanstalt. Drei Beamte und seine Spezialfessel sichern den Ausflug.

Der Gladbecker Geiselgangster Hans-Jürgen Rösner hat zum ersten Mal nach 27 Jahren Haft das Gefängnis für einen mehrstündigen Ausgang verlassen. Nach Angaben seines Anwalts Rainer Dietz hielt sich Rösner vier Stunden lang in Eschweiler bei Aachen auf - in Begleitung von drei Beamten.

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Tag zwei des 54-stündigen Irrfahrt der Geiselnehmer: Hans-Jürgen Rösner (2. v.l.) mit seinem Komplizen Dieter Degowski im entführten Bremer Stadtbus (Archivbild). (Foto: dpa)

Dabei sei er mit einer speziellen Hand- und Fußfessel unter der Kleidung gesichert gewesen. Es habe sich um eine Maßnahme zur "Aufrechterhaltung der Lebenstüchtigkeit" gehandelt, sagte ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Justizministeriums. "Er kann mal sehen, wie sich die Welt nach 27 Jahren verändert hat." Der Justizsprecher bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Der "Kölner Stadt-Anzeiger" hatte zuerst Rösners Freigang berichtet.

Irrfahrt im Sommer 1988

Rösner und sein Komplize Dieter Degowski waren im August 1988 nach einem missglückten Bankraub in der Ruhrgebietsstadt Gladbeck mit Geiseln geflüchtet. Beim drei Tage dauernden "Gladbecker Geiseldrama" kamen drei Menschen ums Leben.

Während ihrer Irrfahrt durch Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gaben die Verbrecher Journalisten Interviews und posierten mit ihren Geiseln vor den Kameras. Ein Journalist fuhr zeitweise sogar im Wagen der Entführer mit, um ihnen einen Weg aus der Kölner Innenstadt zu zeigen.

Lebenslang unter Aufsicht

Rösner wurde 1991 wegen erpresserischen Menschenraubs und Geiselnahme mit Todesfolge zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Laut Dietz kann er erstmals nächstes Jahr im Sommer Haftentlassung auf Bewährung beantragen. Rösner müsse seine Strafe bis mindestens Juni 2016 verbüßen, bestätigte ein Sprecher des Justizministeriums in NRW.

Nach früheren Angaben kann sein Komplize Dieter Degowski in der JVA Werl frühestens im August 2016 auf eine Entlassung hoffen. Er wurde schon mit den sogenannten Lockerungsmaßnahmen - also beschränkter Ausgang ohne Fußfessel und mit nur einem Begleitbeamten - auf seine Entlassung vorbereitet.

Rösner war 2009 wegen Drogenbesitzes zu sechs Monaten Haft verurteilt worden, die er zusätzlich absitzen muss. In seiner Zelle hatte Beamte bei einer unangekündigten Kontrolle sieben Gramm Heroin gefunden.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa

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