Bisswunden, Prügel, AusbeutungHaushälterinnen werden wie Sklaven gehalten

Misshandlungen und Missbrauch - eine neue Studie kommt zu erschreckenden Ergebnissen: In Hongkong sollen Tausende indonesische Haushaltshilfen in der Falle sitzen. "Die Ausbeutung hat Züge von moderner Sklaverei", kritisiert Amnesty International.
Viele tausend Frauen aus Indonesien werden laut einer Studie von Amnesty International in Hongkonger Haushalten als "moderne Sklaven" missbraucht. In ihrem veröffentlichten Bericht "Ausbeutung für Profit - Versagen der Regierungen" wirft die Menschenrechtsorganisation den Regierungen Indonesiens und Hongkongs vor, die Missstände tatenlos hinzunehmen. Zwar gebe es Gesetze zum Schutz der ausländischen Haushaltshilfen, doch werde für deren Umsetzung "kaum gesorgt", sagte die Amnesty-Spezialistin Norma Kang Muico.
Die Organisation befragte 97 indonesische Haushaltshilfen und sammelte Stichproben von tausend weiteren Arbeitsmigrantinnen. Dabei wurde ein Teufelskreis sichtbar: Vermittlungsagenturen in Indonesien versprechen hohe Löhne und gute Arbeitsbedingungen, doch dann nehmen sie den Frauen ihre Papiere weg und verlangen horrende Gebühren. "Von dem Augenblick an, da die Frauen einen Vertrag für eine Stelle in Hongkong unterschreiben, sitzen sie in der Falle. Die Ausbeutung hat Züge von moderner Sklaverei", sagte Muico.
Hunde auf Angestellte gehetzt
Zwei von drei befragten Frauen schilderten körperliche oder psychische Gewalt. "Eine Hausfrau misshandelte mich regelmäßig", sagte eine 26-Jährige aus Jakarta. "Einmal befahl sie ihren Hunden, mich zu beißen. Ich hatte zehn blutige Bisswunden. Einmal wollte sie mich nötigen, das Erbrochene ihres Hundes zu essen." Eine weitere Frau sagte, ihr männlicher Arbeitgeber habe sie oft grün und blau geprügelt.
Neben der Gewalt seien mangelnde Ernährung, Arbeitszeiten von 17 Stunden und Unterbezahlung an der Tagesordnung, heißt es in dem Amnesty-Bericht. Aus Sorge, gar kein Geld mehr zu verdienen oder noch höhere Gebühren für ihre Vermittlungsagenturen zahlen zu müssen, trauten sich die Frauen nicht, über ihre schlimme Lage zu berichten. Der Hongkonger Abgeordnete Fernando Cheung sagte, der Bericht beschäme ihn. In Hongkong arbeiten fast 300.000 Haushaltshilfen aus südostasiatischen Ländern, die meisten kommen aus Indonesien oder von den Philippinen.