Panorama

Weltweite Stresstests für AKW IAEA zieht Lehren aus Fukushima

Der Atomunfall von Fukushima "ist eine der schwersten und komplexesten Katastrophen, die die Menschheit je bewältigen musste", sagt IAEA-Chef Amano. Deshalb soll es endlich international bindende Sicherheitsstandards für Atomkraftwerke geben. Denn dem deutschen Ausstiegsbeispiel werden nicht viele folgen.

Tepco lässt die Sicherheitstüren am Reaktor 2 offen, um die hohe Luftfeuchtigkeit zu senken.

Tepco lässt die Sicherheitstüren am Reaktor 2 offen, um die hohe Luftfeuchtigkeit zu senken.

(Foto: REUTERS)

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hat Konsequenzen aus der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima angemahnt. "Ein 'Weiter so' ist keine Option", sagte IAEA-Chef Yukiya Amano in Wien zum Auftakt eines fünftägigen Ministertreffens zu den Lehren aus Fukushima. "Der Unfall von Fukushima Daiichi ist eine der schwersten und komplexesten Katastrophen, die die Menschheit je bewältigen musste."

Das Vertrauen der Menschheit in die Atomenergie sei "tief erschüttert", einige Staaten wie beispielsweise Deutschland hätten den Ausstieg beschlossen. "Atomkraft wird aber für viele Länder bedeutend bleiben", konstatierte Amano. Es müsse ein internationales Herangehen an die Frage geben, wie die Sicherheit von Atomkraftwerken gewährleistet werden könne.

Stresstests für alle

Das geht der IAEA dann doch zu weit.

Das geht der IAEA dann doch zu weit.

(Foto: dapd)

Amano will, dass seine Organisation künftig weltweit alle Atomkraftwerke bindend auf ihre Sicherheit überprüfen darf. Alle Staaten mit laufenden Nuklearanlagen sollten regelmäßigen und systematischen Sicherheitschecks von IAEA-Inspektoren zustimmen, forderte der Japaner. Bisher gibt es international keine verpflichtenden Sicherheitsstandards oder -kontrollen, Atomsicherheit ist Sache des einzelnen Staates.

Zudem forderte Amano weltweite Stresstests, in denen alle Nuklearanlagen unter anderem auf ihre Erdbeben- und Tsunamisicherheit kontrolliert werden sollen. Auch die von der IAEA formulierten Sicherheitsstandards sollten überarbeitet werden: "Wir müssen die IAEA-Sicherheitsstandards stärken und sicherstellen, dass alle sie anwenden." In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass Japan sich nicht an alle Empfehlungen der Atombehörde gehalten hatte. "Selbst die besten Standards sind nutzlos, wenn sie nicht umgesetzt werden", sagte der Japaner.

Kritik an Japan

Bei dem Treffen will die IAEA auch einen Bericht zur Atomkatastrophe in Fukushima vorlegen. . Das Land hätte nach dem schweren Erdbeben, dem Tsunami und dem anschließenden Atomunfall auf ein von der IAEA vorgesehenes Übereinkommen für Hilfsleistungen zurückgreifen müssen, heißt es in dem am Wochenende bekanntgewordenen Bericht der Behörde. Das Übereinkommen regelt im Fall eines Atomunfalls die Zusammenarbeit zwischen der IAEA und verschiedenen Ländern hinsichtlich Hilfsmaßnahmen, Sicherheit und Kommunikation.

Dekontaminierungsanlage immer noch defekt

Die Reparaturtrupps in der Atomruine Fukushima haben das Problem mit einer Dekontaminierungsanlage noch nicht in den Griff bekommen. Der Betreiberkonzern Tepco hoffe, das neue System zur Reinigung hochgradig verseuchten Wassers am Dienstag in Betrieb nehmen zu können, berichteten japanische Medien.

Statt immer neues Wasser in das AKW zu pumpen, soll das verseuchte Wasser recycelt und zur weiteren Kühlung verwendet werden. Die neue Anlage gilt als wichtiger Schritt beim Versuch, die beschädigten Reaktoren zu stabilisieren. Das will Tepco bis zum Januar erreicht haben. Eigentlich sollte die Anlage bereits seit Freitag laufen. Bei einem der Komponenten des neuen Systems, das Cäsium absorbieren soll, seien die Strahlenwerte jedoch schneller auf die Höchstgrenze gestiegen als gedacht.

, um die auf 99 Prozent gestiegene Luftfeuchtigkeit zu senken. Bei so hoher Luftfeuchtigkeit können die Männer nicht drinnen arbeiten. Durch das ganz langsam erfolgte Öffnen der Doppeltür könnte zwar schwach verseuchte Luft entwichen sein, es gebe aber keine Auswirkungen auf die Umwelt, hieß es.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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