Panorama

260 Schwimmer in diesem Jahr Im Ärmelkanal wird es eng

Zwar ist seit 1875 noch kein Schwimmer im Ärmelkanal mit einem Boot zusammengestoßen. Doch täglich kreuzen dort hunderte Schiffe. Die französischen Behörden warnen vor einem Sicherheitsproblem. Allein 2010 kreuzten mindestens 260 Schwimmer den Kanal.

Philippe Croizon bei seiner Kanal-Überquerung im September.

Philippe Croizon bei seiner Kanal-Überquerung im September.

(Foto: picture alliance / dpa)

Für Philippe Croizon ging am 18. September der Traum seines Lebens in Erfüllung. Der 42-Jährige, der an Armen und Beinen amputiert ist, durchschwamm in 13 Stunden den Ärmelkanal zwischen Großbritannien und Frankreich. Doch der "Schwimmtourismus" in der Meerenge wird für die französischen Behörden zunehmend zu einem Sicherheitsproblem. "Der starke Verkehr dort ist gefährlich für die Schwimmer", warnt Christelle Haar, Sprecherin der Meerespräfektur am Ärmelkanal.

Seit der ersten Durchquerung 1875 ist noch kein Unfall passiert. Doch immerhin kreuzen täglich hunderte Schiffe die 33 Kilometer breite Meerenge. Dazwischen tummelten sich allein in der Schwimmsaison 2010, die von Juni bis Ende September dauerte, mindestens 260 Langstreckenschwimmer. Starten dürfen die Sportler nur in Großbritannien, doch Frankreich will nichts gegen die Durchquerungen unternehmen, da viele Schwimmer für einen guten Zweck unterwegs sind.

Die Sportler werden von privaten Überwachungsbooten begleitet. Zusammen mit Croizon waren am 18. September außerdem zwölf weitere Schwimmer unterwegs. "Ich kann mir vorstellen, dass zwölf Begleitboote von zwölf Schwimmern, die mit unterschiedlichem Tempo schwimmen, ein unmögliches Durcheinander ergeben", sagt der 42-Jährige, der den Kanal mit Hilfe von Flossen an Armen und Beinen durchquerte. Er selbst habe sich aber nicht in Gefahr gefühlt.

Die Begleitboote machen ein Riesengeschäft, ist Croizon überzeugt. Immerhin versuchten Leute aus aller Welt, diese für Langstreckenschwimmer prestigeträchtigste Strecke zu bewältigen. Er zahlte insgesamt 6000 Euro für seine Begleitung. Mike Oram von der Überwachungsfirma Channel Swimming & Piloting Federation ist da anderer Meinung: "Das ist kein sehr lukratives Geschäft." Er könne mit seinem Boot auf andere Art mehr Geld verdienen.

Orams französischer Kollege Jacques Tusset plädiert dafür, die Zahl der Rekordschwimmer auf ein vernünftiges Maß zu beschränken. Früher seien nur echte Marathonschwimmer gekommen, doch inzwischen wolle jeder den Ärmelkanal durchqueren. Seine Vereinigung weist jedes Jahr dutzende Antragsteller ab. "Wer sich jetzt meldet, kann erst 2014 starten." Croizon hat nach seiner Durchquerung des Ärmelkanals bereits andere Pläne: Er will im nächsten Sommer von Europa nach Afrika schwimmen.

Quelle: ntv.de, Sylvain Peuchmaurd, AFP

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