Panorama

Deutsche lehnen Übergewicht ab Jeder Vierte stigmatisiert Dicke

Dass Übergewichtige willensschwach und faul sind, ist laut Wissenschaftlern widerlegt.

Dass Übergewichtige willensschwach und faul sind, ist laut Wissenschaftlern widerlegt.

(Foto: REUTERS)

Dass übergewichtige Menschen häufig unter Depressionen leiden, ist kein Zufall. Eine Studie belegt: Ihre Mitbürger diskriminieren sie immer wieder. Vorurteile sind besonders häufig bei älteren, ostdeutschen Frauen mit geringem Bildungsniveau ausgeprägt.

Übergewichtige haben es schwer in Deutschland: Jeder vierte Bundesbürger brandmarkt sie als soziale Randgruppe, bewertet sie negativ. Das haben Forscher der Universitätsmedizin Göttingen in einer repräsentativen Studie mit rund 1000 Teilnehmern herausgefunden.

23 Prozent der Befragten stigmatisieren Dicke aufgrund ihres Gewichts, berichtete der Leiter des Instituts für Ernährungspsychologie, Privatdozent Thomas Ellrott. Dabei helfe die Stigmatisierung den Übergewichtigen nicht und motiviere sie auch nicht zum Abnehmen. Im Gegenteil: Die Probleme verschlimmern sich. Stigmatisierung könne bei Übergewichtigen zu Depressionen und geringem Selbstwertgefühl führen, sagte der Forscher. Außerdem werde die Wahrscheinlichkeit des Abnehmens verringert.

Dicke haben weniger Chancen im Beruf

Die Wissenschaftler haben außerdem herausgefunden, dass die Stigmatisierung von Dicken mit dem Alter der Befragten zunimmt. Zudem stigmatisieren Frauen stärker als Männer, Ostdeutsche häufiger als Westdeutsche und Normalgewichtige öfter als Übergewichtige. Mit zunehmender Bildung nimmt die Stigmatisierung deutlich ab.

Übergewichtige müssen aufgrund ihres Gewichts auch mit Nachteilen im Beruf rechnen. 14 Prozent der Bundesbürger würden, wenn sie Personalentscheidungen zu treffen hätten, keine Dicken einstellen.

Übergewicht allein als Folge von Willensschwäche und Faulheit anzusehen, sei wissenschaftlich widerlegt, erklärte Ellrott. Teile der Gesellschaft dürften Übergewichtige nicht länger als Menschen zweiter Klasse betrachten, sondern sollten ihnen ohne Vorurteile fair begegnen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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