Panorama

Wettquoten sagten Papst voraus Konklave-Orakel hat Tradition

Die Kardinäle vor dem letzten Konklave, aus dem Joseph Ratzinger als Papst hervorging.

Die Kardinäle vor dem letzten Konklave, aus dem Joseph Ratzinger als Papst hervorging.

Schon vor 500 Jahren machten Wettbüros Geschäfte mit der Papstwahl. Das geheimnisvolle Konklave eignet sich bestens für Glücksspiel. Auch dieses Mal wird viel Geld gesetzt. Die Spieler glauben an einen Sieg eines Italieners – oder des Ghanaers Peter Turkson.

Im glücksspielbegeisterten Großbritannien laufen die Wetten auf den nächsten Papst. Beim Buchmacher William Hill, einem der größten Anbieter von Wetten aller Couleur, ist Kardinal Peter Turkson aus Ghana Favorit, gefolgt von Angelo Scola aus Italien. "Ich denke unsere Kunden wetten auf Scola, weil viele der bisherigen Päpste aus Italien kamen", sagte ein Sprecher des Buchmachers. Für eine Wette auf Turkson spreche die Vermutung, dass die Zukunft der katholischen Kirche in Afrika liege.

Wer derzeit zwei Pfund auf den Kardinal aus Ghana setzt, bekommt im Erfolgsfall seinen Einsatz plus fünf Pfund Gewinn ausgezahlt. Wer auf Scola setzt, bekommt elf Pfund für vier. Der Erzbischof von Wien, Christoph Schönborn, liegt immerhin noch mit einer Quote von 10:1 im Rennen. Ein deutscher Kardinal ist nicht unter den Wettfavoriten. Bei der Frage, aus welcher Region der nächste Papst kommt, liegt Italien weit vorne, weil es mehrere aussichtsreiche Kandidaten aus dem Land gibt. Danach folgen Afrika und Lateinamerika.

Bei William Hill schätzt man, dass bei allen britischen Buchmachern bis zur Papstwahl insgesamt eine Million britische Pfund (rund 1,16 Millionen Euro) eingesetzt werden. Das ist wenig verglichen mit den Einsätzen bei einem einzigen Premier-League-Fußballspiel, wo oft bis zu 3 Millionen Pfund über den Tresen gehen. Trotzdem sei die Papst-Nachfolge für eine Wette außerhalb des Sports sehr stark, heißt es bei William Hill. Bei der Wahl des britischen Premierministers werde etwa doppelt so viel Geld gesetzt.

Spieler lagen oft richtig

Der Wett-Experte Leighton Vaughan Williams, Professor an der Nottingham Business School, geht sogar von einem Gesamteinsatz von bis zu zehn Millionen Pfund aus. Damit wäre die Papstwahl eines der größten Wett-Ereignisse der Geschichte, außerhalb des Sports. Grundsätzlich sei es schwierig, die Papst-Wahlen einzuschätzen, weil im Gegensatz zu politischen Wahlen nur eine kleine Gruppe Menschen wählt, die möglichst wenig Informationen nach außen dringen lässt. "Die Wettquoten sind die beste Richtschnur, die wir uns denken können", sagt Williams.

"Vor dem Konklave 2005 war Kardinal Ratzinger der Favorit in den Wettbüros und verließ die Sixtinische Kapelle als neuer Papst." Das sei kein Einzelfall: "In der Geschichte wurde häufig derjenige Kardinal zum Papst gewählt, der kurz vor dem Konklave bei den Buchmachern als Favorit gehandelt wurde – auch wenn sich die Quoten während des Konklaves noch einmal geändert haben."

Die Wett-Leidenschaft bei Papst-Wahlen hat eine lange Tradition, sagt Williams. "Organisiertes Wetten auf die Identität des nächsten Papstes kann mindestens bis zum Jahr 1513 zurückverfolgt werden, als Leo X. gewählt worden war." Auf den amerikanischen Präsidenten sei erst 350 Jahre später gesetzt worden. "Wir wissen, dass beispielsweise 1549/1550 römische Banken Wetten zur damaligen Papstwahl organisierten." Und auch damals sei der Favorit auch tatsächlich Papst geworden.

Quelle: ntv.de, Sarah Bolte, dpa; che

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