Panorama

Mit dem Benz gegen Diktatur Kunstprotest verärgert türkische Botschaft

Dick Auffahren - Das Zentrum für Politische Schönheit hat den Platz vor dem Kanzleramt für die jüngste Aktion gewählt.

Dick Auffahren - Das Zentrum für Politische Schönheit hat den Platz vor dem Kanzleramt für die jüngste Aktion gewählt.

(Foto: imago/Christian Mang)

Das Künstlerkollektiv Zentrum für Politische Schönheit macht immer wieder durch radikal-kreativen Protest auf sich aufmerksam. Die neueste Aktion greift unter anderem den türkischen Präsidenten Erdogan an. Aber der versteht bekanntermaßen wenig Spaß.

Die Türkei hat sich bei der Bundesregierung über eine Protestaktion gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan und andere Staatsführer in Berlin beschwert. Die türkische Botschaft in Berlin bezeichnete es in einer Protestnote an das Auswärtige Amt als "inakzeptabel" und "unverständlich", dass eine derartige "Gewalt verherrlichende Aktion" mit Duldung der Behörden vor dem Kanzleramt stattfinde, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu.

Das sogenannte Zentrum für Politische Schönheit, ein Künstlerkollektiv, hatte vor dem Kanzleramt einen Mercedes und ein Banner mit der Aufschrift aufgestellt: "Willst du dieses Auto? Töte die Diktatur!" Daneben waren die Köpfe von Erdogan, Russlands Präsident Wladimir Putin und dem saudi-arabischen König Salman abgebildet.

Drucken gegen "die schlimmsten Diktaturen"

Die Aktion war Teil des fiktiven Wettbewerbs "Scholl 2017". Die umstrittene Aktionskunstgruppe hatte im Juni aufgerufen, ein Flugblatt gegen eine Diktatur zu entwerfen. In dem fiktiven Schülerwettbewerb, der angeblich von der bayerischen Landesregierung organisiert wird, fordert das Künstlerkollektiv um Philipp Ruch Schüler des Freistaats auf, ein Flugblatt gegen eine Diktatur ihrer Wahl zu schreiben und dort zu verteilen. Vor wenigen Tagen teilte das Zentrum auf Facebook ein Video, das einen angeblich ferngesteuerten Drucker zeigt. Der soll in einem Gebäude am Istanbuler Taksim-Platz platziert sein und Flugblätter drucken, die dann über den Platz wehten.

Genannt werden als die "schlimmsten Diktaturen" China, Eritrea, Nordkorea, Russland, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, die Türkei, Tschetschenien und Usbekistan. Mit dem angeblichen Wettbewerb will die Aktionskunstgruppe an die Geschwister Scholl erinnern, die 1943 an der Universität München Flugblätter gegen die Nationalsozialisten verteilten und dafür hingerichtet wurden.

Die Aktion vor dem Kanzleramt erfolgte wenige Tage vor dem G20-Gipfel in Hamburg, zu dem unter anderen Erdogan und Putin erwartet werden. Der fiktive Wettbewerb und die Flugblattaktion des Zentrums für Politische Schönheit stießen in der deutschen Presse auf gemischte Reaktionen.

Quelle: ntv.de, apo/AFP

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