Rauschmittel im Erdkundeunterricht Lehrer in Kokablätter-Fall freigesprochen
30.09.2014, 22:09 Uhr
Kokablätter werden in vielen Ländern Südamerika als Heilpflanze und Genussmittel genutzt. Der Kokaingehalt ist allerdings rund 300 Mal niedriger als in der bekannten Pulverform.
(Foto: REUTERS)
Zur Auflockerung ihres Unterrichts laden zwei Lehrer 2012 eine peruanische Putzfrau ein. Diese erzählt von ihrer Heimat und hat auch etwas landestypisches dabei: Kokablätter. Ein Gericht spricht die Lehrer nun eines Vergehens frei, die Putzfrau wird bestraft.
Ein Gericht hat zwei wegen des Verteilens von Kokablättern im Unterricht angeklagte Lehrer freigesprochen. Die beiden Pädagogen, eine 61-jährige Frau und ihr 45-jähriger Kollege, hatte im November 2012 eine aus Peru stammende Putzfrau der Schule im bayerischen Weißenhorn in den Erdkundeunterricht eingeladen. Dort sollte die Frau über die Bräuche ihrer Heimat sprechen.
Zu diesem Zweck bracht die Peruanerin den Siebtklässlern verschiedene Dinge zu Anschauungszwecken mit, neben Kleidungsstücken und Schmuck auch einige der in Peru allgegenwärtigen Blätter des Koka-Strauchs. Einige der Schüler steckten sich daraufhin Blätter der als Grundstoff für Kokain dienenden Pflanze in den Mund oder nahmen sie mit nach Hause.
"Ein paar haben die Blätter genommen, darauf gekaut und wieder ausgespuckt", schilderte ein heute 15-jähriger Schüler vor Gericht. "Es hat bitter geschmeckt", sagte ein 14-jähriger Klassenkamerad. Gesundheitsbeschwerden habe es später nicht gegeben. Weder die Lehrer noch die Putzfrau wollen den Konsum oder die Mitnahme bemerkt haben. Der Vater eines damals 13-Jährigen informierte anschließend die Polizei.
Putzfrau erhielt Bewährungsstrafe
"Ich hatte nie daran gedacht, dass das mit Drogen zu tun hat. Es tut mir so leid", sagte die Putzfrau laut "Südwest Presse" unter Tränen bei der Gerichtsverhandlung. Ihr zufolge habe die Verantwortung bei den Lehrern gelegen. "Sie hätten mir sagen müssen, dass ich das den Schülern nicht zeigen durfte." Die Blätter des Koka-Strauchs gelten in Südamerika als Heilmittel, sie enthalten rund 300 Mal weniger Kokain als das bekannte Pulver. "Mir war nicht bewusst, dass da ein Unrecht geschieht", sagte auch die weibliche Lehrkraft.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Lehrer der Beihilfe zur unerlaubten Abgabe von Betäubungsmitteln an Minderjährige angeklagt und gegen einen Freispruch des Amtsgerichts Berufung eingelegt. Das Landgericht Memmingen bestätigte nun den Freispruch.
Die Peruanerin dagegen ist bereits rechtskräftig verurteilt worden - sie erhielt eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu 15 Euro auf Bewährung sowie die Auflage, ebenfalls in Raten 400 an den Ulmer Kinderschutzbund zu zahlen. "Es gilt zu verhindern, dass jemand an Schulen kommt, um an Kinder Drogen zu verschenken", sagte Richterin Gabriele Buck zur Urteilsbegründung. Jedoch wurde sie eindringlich aufgefordert, auch in Zukunft wieder Schülern über ihr Land zu berichten. Nur die Blätter solle sie dabei weglassen.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa