Tödlicher Streit um Frauenarzt-Besuch Mann boxt ungeborenes Kind tot
18.01.2012, 17:15 Uhr
Rechtsanwalt Daniel Halver (r) versucht seinen Mandanten Ahmad S. (l) vor den Journalisten zu schützen. Der Angeklagte soll seiner Freundin das Kind im Mutterleib totgeboxt haben.
(Foto: dpa)
Für den Tod eines Ungeborenen muss ein Mann fast drei Jahre hinter Gitter. Er soll der schwangeren Freundin im Streit in den Bauch geboxt haben, weil ein männlicher Arzt sie behandelte.
Ein 21-Jähriger aus dem Münsterland muss für zwei Jahre und neun Monate ins Gefängnis, weil er das Baby seiner Freundin im Mutterleib zu Tode boxte. Das Amtsgericht Rheine verurteilte den jungen Mann wegen illegaler Abtreibung. Er hatte demnach der Partnerin bei einem Streit im vergangenen März vorsätzlich einen heftigen Faustschlag in den Bauch versetzt. Die 19-Jährige war im siebten Monat schwanger. Das Baby starb zwei Tage nach einem Not-Kaiserschnitt.
Auslöser des Streits war ein Frauenarzt-Besuch. Die Schwangere hatte sich am Tag der Tat gynäkologisch untersuchen lassen – erstmals von einem Mann. "Das hat ihnen nicht gepasst", sagte der Richter beim Urteil zum Angeklagten. Der werdende Vater hatte der Freundin heftige Vorwürfe gemacht. Später kam es zum Übergriff. Über die Tat sagte der Richter: "Dafür gab es keinen Grund und gibt es keine Rechtfertigung. Das Kind war lebensfähig. Nach allem, was wir gehört haben, wäre es gesund zur Welt gekommen."
Der junge Mann ohne Arbeit und Ausbildung hatte auf der Anklagebank die Vorwürfe zurückgewiesen. Seine Freundin habe ihn angegriffen, behauptete er. Er habe sie weggeschubst. "Ich kann nicht erklären, wie das passiert ist." Der Deutsche mit afghanischen Wurzeln betonte: "Ich bin überhaupt kein strenger Moslem. Ich esse auch Schweinefleisch." Die Staatsanwältin zeigte sich dagegen überzeugt, dass ein Mann seine Freundin behandelte, sei in seinen Augen "nicht mit seiner Mentalität, möglicherweise auch nicht mit seiner Religion vereinbar".
Die 19 Jahre alte Freundin stammt aus einer deutschen, katholischen Familie. Sie war immer bei einer Frau in Behandlung gewesen. Sie habe erst im Behandlungszimmer erfahren, dass dieses Mal ein Mann den Ultraschall bediene – und habe eingewilligt. Sie war im siebten Monat. Als ihr Partner die Praxis betreten und das gesehen habe, sei er zunächst schweigsam, später wütend gewesen. "Er war sauer, dass ein Arzt mich untersucht hat. Es war nicht das erste Mal, dass er eifersüchtig war." Ein Gutachter beschrieb die Verletzungen des Kindes wie bei Ungeborenen nach einem schweren Verkehrsunfall.
Quelle: ntv.de, dpa