Flugzeugunglück vor Beirut Alle 90 Passagiere tot
25.01.2010, 16:12 Uhr
Die Suche geht weiter. Doch die Hoffnung, noch Überlebende retten zu können, schwindet.
(Foto: AP)
Die Passagiere hatten keine Chance: Nur Minuten nach dem Start auf dem Flughafen von Beirut stürzte die äthiopische Maschine ins Meer. 90 Menschen befanden sich an Bord. Suchtrupps bergen inzwischen die ersten Leichen aus dem Mittelmeer. Einen Terroranschlag schließt der Libanon als Unglücksursache aus.
Beim Absturz eines äthiopischen Verkehrsflugzeugs vor der libanesischen Küste sind offenbar alle 90 Insassen ums Leben gekommen. Die Boeing 737-800 war bei einem Gewitter am Montagmorgen wenige Minuten nach dem Start vom Radar verschwunden. Überlebende habe es den libanesischen Behörden zufolge nicht gegeben, teilte die staatliche Fluggesellschaft Ethiopian Airlines mit. Das Wetter sei "im Prinzip" die Ursache für den Absturz, sagte der libanesische Verteidigungsminister Elias al-Murr.
Das Flugzeug war auf dem Weg in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba, als es dreieinhalb Kilometer westlich des Küstenortes Na'ameh ins aufgewühlte Meer stürzte. Es war der libanesischen Armee zufolge bereits in der Luft auseinandergebrochen. Anwohner hatten einen Feuerball und einen "Blitz, der das gesamte Meer erleuchtete" gesehen. Der Luftfartexperte Heinrich Großbongardt schloss im Gespräch mit n-tv allerdings aus, dass ein Blitzeinschlag alleiniger Auslöser der Katastrophe gewesen sein könnte. Ein Anschlag auf den Flug ET409 sei unwahrscheinlich, sagte der libanesische Präsident Michel Suleiman.
Frau des frazösischen Botschafters an Bord
54 Insassen kamen aus dem Libanon, 22 aus Äthiopien. Weitere Opfer stammen aus Großbritannien, Kanada, Russland, Syrien, dem Irak und Frankreich. Die französische Botschaft bestätigte, dass die Frau des französischen Botschafters unter den OPfern sei. Rund zwei Dutzend Leichen wurden bisher an der Absturzstelle geborgen. Einige sind der libanesischen Armee zufolge so unkenntlich, dass eine DNA-Analyse zur Identifikation nötig ist. Unter den 90 Insassen waren sieben Besatzungsmitglieder. Zerstörte Flugzeugsitze und Wäsche wurden an die Küste gespült. Die libanesische Regierung rief einen Trauertag aus.
Am Flughafen von Beirut warfen Angehörige Ministerpräsident Saad al-Hariri vor, die Maschine hätte bei dem Wetter nicht starten dürfen. Der Chef der Fluggesellschaft, Girma Wake, sagte, er glaube nicht, dass der Kapitän bei gefährlichen Bedingungen gestartet wäre. Das Flugzeug wurde seinen Angaben nach 2002 gebaut und zuletzt im Dezember untersucht. Ein 14-köpfiges äthiopisches Team traf zur Untersuchung des Unglücks ein.
Deutsche koordinieren Einsatz
Die deutsche Marine koordinierte den Sucheinsatz vor der libanesischen Küste. Neben der libanesischen Marine waren auch britische Soldaten, ein französisches Flugzeug sowie Hubschrauber der Italiener und USA im Einsatz. Die Besatzung des deutschen Minenjagdbootes "Laboe" barg drei Leichen und übergab sie den libanesischen Behörden, wie ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam sagte. Der Versorger "Mosel" steuerte den Rettungseinsatz. Die beiden deutschen Boote sind als Teil des Marineverbandes Unifil vor der libanesischen Küste im Einsatz, der den Waffenschmuggel an die radikal-islamische Hisbollah unterbinden soll.
Ethiopian Airlines gilt als modernes Unternehmen mit einer vergleichsweise neuen Flotte. Die Fluggesellschaft wurde 1945 gegründet, ein Jahr später wurde der Flugbetrieb aufgenommen, zunächst zwischen Addis Abeba und Kairo. Derzeit fliegt Ethiopian Airlines nach eigenen Angaben international 56 Ziele auf vier Kontinenten an. In Deutschland steht Frankfurt/Main auf dem Flugplan. 2008 gewann das Unternehmen eine Auszeichnung als beste Fluggesellschaft Afrikas.
Quelle: ntv.de, tar/dpa/AFP/rts