Panorama

Machtkampf in Kirche Serbisches Kirchenoberhaupt tot

Das Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Pavle, ist tot. Der 95-Jährige starb nach langer und schwerer Krankheit in der Belgrader Militärklinik, gab die serbische Kirchenführung bekannt.

Sein Leichnam wurde in der Saborna-Crkva-Kirche in Belgrad aufgebahrt.

Sein Leichnam wurde in der Saborna-Crkva-Kirche in Belgrad aufgebahrt.

(Foto: REUTERS)

Wann der neue Patriarch gewählt werden soll, blieb zunächst unklar. Seit der Erkrankung von Pavle, im November 2007, tobt in der Kirchenführung ein oft in aller Öffentlichkeit ausgetragener Machtkampf.

Bischof im Kosovo

Der 1914 im heutigen Kroatien geborene Pavle, bürgerlicher Name Gojko Stojcevic, war Ende 1990 zum 44. Patriarchen den serbischen Kirche gewählt worden. Davor war er seit 1957 Bischof von Ras und Prizren, und damit oberster Hirte der Orthodoxen in der damaligen Provinz Kosovo.

Patriarch Pavle genoss großes Ansehen in der Bevölkerung.

Patriarch Pavle genoss großes Ansehen in der Bevölkerung.

(Foto: dpa)

Wegen seines sehr bescheidenen Lebensstils, dem er sich als Mönch verpflichtet hatte, genoss er großes Ansehen bei den Serben. Seine Kritiker warfen ihm jedoch vor, den serbischen Nationalismus in den Jugoslawien-Kriegen zwischen 1991 und 1995 unterstützt zu haben.

Im Kirchenparlament (Sabor) und der "Regierung" (Sinode) herrschte während der Abwesenheit des Oberhaupts ein Machtvakuum. Daher konnten keinerlei Streitfrage entschieden werden. Zentraler Punkt der Auseinandersetzungen war das Rücktrittsgesuch des Patriarchen im vergangenen November, das von der Bischofskonferenz jedoch abgelehnt wurde. Der Grund: Die Bischöfe hatten sich nicht über dessen Nachfolger einigen können.

Offener Kampf mit Glaubensbrüdern

Auf eine Entscheidung wartet eine seit langem begonnene Reform der Messliturgie, die von vielen Gläubigen und von der Riege der konservativen Bischöfe abgelehnt wird. Offen schwelt weiter der Kampf mit den Glaubensbrüdern im benachbarten Mazedonien und in Montenegro.

Schwarze Flagge auf Halbmast am Patriarchat.

Schwarze Flagge auf Halbmast am Patriarchat.

(Foto: AP)

Belgrad erkennt die dort einseitig ausgerufene Unabhängigkeit der nationalen Kirchen von der serbischen Mutterkirche nicht an. Schließlich muss auch das problembehaftete Verhältnis der orthodoxen Kirche zum Vatikan geklärt werden, was seit langem ein Hindernis für einen Papst-Besuch ist.

Dreitägige Staatstrauer

Am Montag beginnt wegen des Todes des Patriarchen in Serbien eine dreitägige  Staatstrauer. Die Trauerperiode wurde heute von der serbischen  Regierung in einer Sondersitzung beschlossen.

Quelle: ntv.de, dpa

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