Panorama

Diebe stehlen Iridium-192 Mexiko schlägt Nuklear-Alarm

Unklar ist, ob der Diebstahl zufällig oder gezielt erfolgte.

Unklar ist, ob der Diebstahl zufällig oder gezielt erfolgte.

(Foto: picture alliance / dpa)

Im Süden Mexikos fällt offenbar strahlendes Material in unbefugte Hände. Das Innenministerium versetzt wegen eines Diebstahls insgesamt fünf Bundesstaaten in den Alarmzustand. Vermisst wird radioaktives Iridium-192.

In Mexiko ist nach Behördenangaben erneut gefährliches radioaktives Material gestohlen worden. Der Diebstahl habe sich in Cardenas im Bundesstaat Tabasco ereignet, teilte das Innenministerium in Mexiko-Stadt mit. Demnach wurde das radioaktive Iridium-192 bereits zu Wochenbeginn entwendet. Das strahlende Material sei für industrielle Zwecke bestimmt gewesen.

Aus Sicherheitsgründen seien insgesamt fünf Bundesstaaten in den Alarmzustand versetzt worden. Zivilschutz, Armee und Bundespolizei in den Bundesstaaten Tabasco, Campeche, Chiapas, Oaxaca und Veracruz wurden eingeschaltet.

Das Material war demnach in einem Container auf einem Laster transportiert worden. Gemeldet wurde der Diebstahl von einem Unternehmen namens Garantia Radiografica e Ingenieria. Zu möglichen Motiven der Täter liegen noch keinerlei Angaben vor. Unklar ist auch, welche Mengen strahlenden Materials vermisst werden. Der Bundesstaat Tabasco liegt im Süden des Landes zwischen dem Golf von Mexiko und der Grenze zu Guatemala.

Das Iridium kann den Angaben zufolge dauerhafte Gesundheitsschäden bei Menschen anrichten, selbst wenn diese nur wenige Minuten damit in Berührung kämen. Eine länger andauernde Kontamination könne zum Tod führen.

Verstrahlte Diebe in Hidalgo

Womöglich fielen die schädlichen Stoffen den Dieben zufällig in die Hände: In einem früheren Fall hatten es Kriminelle eigentlich nur auf das Transportgefährt abgesehen und sich dabei unabsichtlich radioaktiven Stoffen ausgesetzt. Bei einem Vorfall im Dezember 2013 im zentralmexikanischen Bundesstaat Hidalgo hatten Diebe einen unzureichend gekennzeichneten Gefahrguttransporter überfallen und sich bei der anschließenden Begutachtung ihrer Beute schwere Strahlenschäden zugezogen.

Damals war den Tätern ein Lastwagen in die Hände gefallen, der unter anderem mit einem Gerät zur Krebstherapie beladen war. Zum Betrieb des Geräts waren 60 Gramm hochgiftiges Kobalt-60 in der Ladung enthalten. Das Fahrzeug konnte erst zwei Tagen nach dem Überfall in einer entlegenen Gegend sichergestellt werden.

Uninformiert, ungesichert

Das strahlende Material hatten die Täter da allerdings bereits aus seinem stahlverstärkten Transportbehälter entnommen. Es wurde auf einem Acker in der Nähe gefunden. Sicherheitskräfte mussten die radioaktiven Bestandteile der Ladung mit einem ferngesteuerten Roboter bergen. Mehrere Menschen klagten über Symptome schwerer Strahlenschäden. Die Polizei nahm sechs Tatverdächtige fest.

Experten warnen seit langem vor den Gefahren radioaktiver Materialien, die vielfach nur schlecht gesichert in Krankenhäusern, auf dem Gelände von Hochschulen und bei manchen Firmen gelagert wird. Bei der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA werden immer wieder Zwischenfälle bekannt, bei denen strahlendes Material in unbefugte Hände gelangte oder zum Verkauf angeboten wurde. Iridium-192 zählt wie Kobalt-60 zu jenen typischen Strahlenquellen, die in der medizinischen Strahlentherapie oder auch in der Materialprüfung zum Einsatz kommen.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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