Panorama

"Psyche" häufigster Grund für Aufenthalt Öfter in die Klinik, aber kürzer

Patienten bleiben kürzer im Krankenhaus - außer psychisch Kranke.

Patienten bleiben kürzer im Krankenhaus - außer psychisch Kranke.

(Foto: picture alliance / dpa)

Patienten werden in Deutschland häufiger in Krankenhäuser eingewiesen. Dafür wird laut dem aktuellen Krankenhausreport der Aufenthalt immer kürzer. Allerdings nimmt die Zahl psychisch bedingter Klinikaufenthalte deutlich zu. Diese Kranken bleiben auch immer länger in stationärer Behandlung. Und sie haben eine hohe Rückfallquote.

Die Krankenhäuser in Deutschland verzeichnen immer mehr Patienten, die im Durchschnitt allerdings kürzer bleiben. Eine Ausnahme bilden psychisch Kranke, deren Zahl wie auch Verweildauer in den Krankenhäusern nach Angaben des Krankenhausreports der Barmer GEK deutlich zugenommen hat.

Trotz der seit 2007 wieder steigenden Zahl von Krankenhausfällen blieb die Zahl der Krankenhaustage in den vergangenen fünf Jahren insgesamt nahezu konstant, heißt es in dem Report der größten gesetzlichen Krankenkasse. Der Anteil psychischer Erkrankungen daran wird jedoch immer größer: Deren Zahl hat sich binnen 20 Jahren mehr als verdoppelt auf 8,5 Fälle pro 1000 Versicherten. Im Jahr 1990 wurden noch 3,7 von tausend Versicherten wegen einer psychischen Erkrankung stationär behandelt.

Mit 276 Behandlungstagen pro 1000 Versicherten liegt die Diagnose "Psyche" zudem weit vor den Kreislauferkrankungen mit 216 Behandlungstagen. Rund 17 Prozent aller Behandlungstage entfallen mittlerweile auf psychische Störungen. Während die Gesamtbehandlungszeit in Krankenhäusern seit 1990 um 27 Prozent zurückging, legten die stationären Behandlungstage für Fälle von psychischen Erkrankungen im selben Zeitraum um 57 Prozent zu.

Hohe Rückfallquote bei psychisch Kranken

Die häufigste Diagnose bei einem Krankenhausaufenthalt lautete Alkoholmissbrauch: Je 1000 Versicherten waren 3,78 Mal psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol der Behandlungsanlass. Sie führen die Rangliste der 20 häufigsten Diagnosen an, gefolgt von Herzinsuffizienz (3,52) und anderen Herzerkrankungen. Die Top Ten des Krankenhausreports nach der Dauer des Krankenhausaufenthalts führen Depression und Schizophrenie an. Allein auf sie entfielen nach den Angaben der Barmer GEK 5,7 Prozent aller Krankenhausbehandlungstage.

Depressionen und andere psychische Krankheiten sind immer öfter Grund für einen Klinikaufenthalt.

Depressionen und andere psychische Krankheiten sind immer öfter Grund für einen Klinikaufenthalt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Vize-Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker, äußerte Zweifel, dass die Einweisung von psychisch Erkrankten ins Krankenhaus in jedem Fall berechtigt sei. "Es ist beachtlich, in welchem Umfang sich deutsche Krankenhäuser mittlerweile um die Versorgung psychisch kranker Menschen kümmern", erklärte Schlenker. "Dennoch muss man fragen, ob jeder Fall ins Krankenhaus gehört." Nicht immer sei die vollstationäre Versorgung die beste Lösung. Vieles spreche für eine stärkere wohnortnahe Versorgung im ambulanten oder teilstationären Bereich. Dafür spreche auch, dass jeder fünfte psychisch erkrankte Krankenhauspatient innerhalb von drei Monaten nach seiner Entlassung erneut ins Krankenhaus komme.

Krankenhausaufenthalt dauert im Schnitt 8,3 Tage

Für ihren Krankenhausreport 2011 griff die Barmer auf Abrechnungsdaten und Patientenbefragungen zurück. Die stationäre Gesamtbehandlungszeit für alle Krankheiten ging demnach seit 1990 um 27 Prozent zurück, von 2145 auf 1560 Krankenhaustage je 1000 Versicherten. Im Jahr 2010 habe jeder Krankenhausaufenthalt im Schnitt 8,3 Tage gedauert, 20 Jahre früher waren es noch 13,4 Tage.

Die Zahl der Krankenhausfälle insgesamt stieg um 17 Prozent. Dass die Verweildauer seit 1990 insgesamt dennoch sank, gehe vor allem auf die Abnahme der Behandlungszeiten für Krankheiten des Kreislaufsystems um 43 Prozent zurück.

Für psychische Störungen stieg die Gesamtbehandlungszeit im selben Zeitraum um 57 Prozent, weil die Zahl der Betroffenen schneller stieg als durch den Rückgang der individuellen Behandlungsdauer wettgemacht werden konnte.

Quelle: ntv.de, rts/AFP/dpa

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