Hornstoß durch den Hals Stiertreiben fordert Todesopfer
10.07.2009, 10:41 UhrBeim traditionellen Stiertreiben im nordspanischen Pamplona ist ein Mann zu Tode getrampelt worden. Seit 1911 ließen damit 15 Menschen bei der Stierhatz ihr Leben.
Tod in Pamplona: Bei der traditionellen Stierhatz in der nordspanischen Stadt ist erstmals seit sechs Jahren einer der Teilnehmer ums Leben gekommen. Der 27-jährige Daniel Jimeno aus der Nähe Madrids wurde nach Angaben der Rettungskräfte von einem der bis zu 600 Kilo schweren Tiere so unglücklich aufgespießt, dass eines der Hörner seine Halsschlagader durchtrennte und sich dann bis in die Lunge durchbohrte. Der junge Tourist wurde in kritischem Zustand in ein Krankenhaus gebracht. Er hatte aber so viel Blut verloren, dass er trotz einer Notoperation wenig später starb.

"Cappuccino" wird auf die Strecke gebracht.
(Foto: AP)
Der Tote geht auf das Konto eines braunen Stieres namens "Capuccino", der auch drei weitere Läufer durch Hornstöße schwer verletzte und für Panik auf der Strecke sorgte. Unter den Opfern ist auch ein 24 Jahre alter Argentinier. Insgesamt wurden bei dem Lauf 76 Menschen verletzt, neun von ihnen landeten im Krankenhaus. Sorge bereitete auch der Zustand eines 62-jährigen Amerikaners, der von den Stieren niedergetrampelt wurde. Er erlitt eine schwere Brustquetschung und kam auf die Intensivstation.
Möchtegern-Toreros lösen Unglück aus
Die Hatz war besonders gefährlich, weil sich "Capuccino" von der Herde löste und dann von unerfahrenen Möchtegern-Toreros gereizt wurde. Er ging deshalb gezielt auf einzelne Läufer los. Der tödlich getroffene 27-Jährige hatte noch vergeblich versucht, hinter einer hölzernen Absperrung Schutz zu suchen.

Ein gefährliches Unterfangen: Die "Mozos" laufen vor den Bullen her.
(Foto: REUTERS)
Zuletzt war 2003 der 62-jährige Spanier Fermín Etxeberría bei der Hatz in Pamplona ums Leben gekommen. Der erfahrene Läufer erlitt so schwere Verletzungen, dass er ins Koma fiel und später starb. Davor war 1995 der 22-jährige US-Tourist Mattew Peter Tassio durch einen Hornstoß getötet worden. Seit 1924 starben insgesamt 15 Läufer.
Sechs Kampfstiere pro Tag
Bei der Hatz ("encierro") zu Ehren des Stadtpatrons San Fermín werden noch bis zum 14. Juli jeden Morgen sechs Kampfstiere durch die Gassen der Altstadt bis in die Arena gejagt, wo sie abends von Toreros getötet werden. Hunderte wagemutige Männer, die "mozos", rennen auf der 825 Meter langen Strecke vor den Tieren her. Diese werden von mehreren zahmen Leitochsen begleitet. Als einzige "Waffe", um die Bullen von sich fernzuhalten, ist eine zusammengerollte Zeitung erlaubt.
Das Spektakel war durch Ernest Hemingways Roman "Fiesta" (1926) weltbekannt geworden. Tierschützer kritisieren die Veranstaltung schon seit Jahren als Tortur für die Stiere. Sie geht auf einen alten Brauch zurück: Im Mittelalter wurden die Rinder von den Weiden auf den Markt oder in den Schlachthof getrieben.
Quelle: ntv.de, dpa