Sechs Tote nach Seebeben im Pazifik Chile hebt Tsunami-Warnung auf
02.04.2014, 13:55 Uhr
Nach dem schweren Seebeben vor der chilenischen Küste hebt die Regierung die Tsunami-Warnung auf. Zuvor hatten mehr als zwei Meter große Wellen das Festland getroffen. Sechs Menschen kommen ums Leben. Größere Sachschäden gibt es offenbar nicht.
Bei einem heftigen Erdbeben vor der chilenischen Küste sind mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Das Beben der Stärke 8,2 erschütterte am Dienstagabend chilenischer Ortszeit den Norden des Landes. Wenig später trafen meterhohe Wellen die Küste, gefährdete Gebiete wurden evakuiert. Präsidentin Michelle Bachelet erklärte die Region zum Katastrophengebiet. Neben Chile gaben auch Peru, Ecuador und Honduras Tsunamiwarnungen aus.
Vier Männer und eine Frau seien in den Städten Iquique und Alto Hospicio gestorben, teilte Innenminister Rodrigo Peñalillo mit. Sie hätten entweder Herzinfarkte erlitten oder seien von Trümmerteilen erschlagen worden. Später wurde nach Angaben des Innenministeriums eine weitere Frauenleiche entdeckt.
Militär soll helfen
Bachelet sagte in einer Fernsehansprache, das Militär solle den Betroffenen in der Region helfen, aber auch Plünderungen vermeiden. "Es sind die notwendigen Maßnahmen getroffen worden, um die Bürger zu schützen", erklärte sie. Bislang sei alles unter Kontrolle: "Das Land hat die ersten Stunden dieses Notfalls gut gemeistert."
Das Zentrum des Bebens lag etwa 90 Kilometer von der Hafenstadt Iquique entfernt im Meer und war bis ins Binnenland Boliviens zu spüren. Mehr als zwei Meter hohe Wellen trafen auf die chilenische Nordküste, die Bachelet zum Notstandsgebiet erklärte. Es wurde zudem ein Nachbeben der Stärke 6,2 registriert. Größere Schäden gab es aber offenbar nicht. Einige Straßen von Iquique wurden durch Erdrutsche blockiert.
Mehr als 900.000 Menschen wurden laut Katastrophenschutz in Sicherheit gebracht. Die Tsunami-Warnung wurde inzwischen für das ganze Land aufgehoben. In Iquique nutzten laut Innenminister Rodrigo Peñalillo rund 300 Häftlinge das Chaos für einen Gefängnisausbruch. Die Regierung entsandte rund einhundert Elitesoldaten, um Plünderungen zu verhindern.
Auch Peru und Ecuador warnten vorübergehend ihre Küstenbewohner von einem Tsunami. Im mittelamerikanischen Honduras wurden kleine und mittelgroße Schiffe in gefährdeten Häfen angewiesen, nicht auszulaufen.
Stromausfälle an mehreren Orten
Über die Tiefe, in der sich der Erdstoß im Pazifik ereignete, gab es Unklarheit. Die US-Erdbebenwarte gab sie mit zehn Kilometern an, die chilenischen Behörden sprachen von mehr als 46 Kilometern. Die Wellen, die auf die chilenische Küste trafen, waren nach Angaben der US-Erdbebenwarte bis zu 2,11 Meter hoch.
Die ersten Wellen trafen die nördliche Küste Chiles. Es wurde erwartet, dass sie sich binnen fünf Stunden immer weiter nach Süden verlagern würden. Veronica Castillo aus der Stadt Arica am nördlichsten Ende der chilenischen Küste, berichtete telefonisch, die Straßenbeleuchtung sei während der Evakuierung ausgefallen.
Die Evakuierungen verliefen weitgehend geordnet, sorgten aber für Verkehrsstaus. In mehreren Orten fiel der Strom aus, das Telefonnetz und die Wasserversorgung wurden aber offenbar nirgendwo unterbrochen. Das Innenministerium teilte mit, das Wasser vor der Küste habe sich mehrere Meter zurückgezogen - ein Zeichen für bevorstehende hohe Wellen.
"Jeder sollte aufmerksam sein"
Ecuadors Staatschef Rafael Correa schrieb auf Twitter: "Jeder sollte aufmerksam und bereit sein." Ähnlich äußerten sich die peruanischen Behörden. Im Süden Perus wurden Straßen in Küstenregionen vorsorglich gesperrt. Das Tsunamiwarnzentrum im US-Bundesstaat Hawaii ermahnte auch die Bürger Kolumbiens und Panamas zur Vorsicht.
Chile liegt in einer erdbebengefährdeten Zone. Im Februar 2010 ereignete sich vor der Küste des Landes etwa 235 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Santiago de Chile ein heftiges Beben der Stärke 8,8. Mehr als 500 Menschen kamen ums Leben. Zudem wurden zahlreiche Häuser und Straßen zerstört. In Nordchile waren dagegen seit dem 19. Jahrhundert keine Erdbeben dieser Stärke verzeichnet worden.
Quelle: ntv.de, mli/AFP/rts