Mithäftling beklagt PrivilegienUli Hoeneß ist der "König von Landsberg"
Die schönste Zelle, Klo und Nasszelle separat, ein Trimm-dich-Rad und dazu warmes Wasser: Ex-Bayern-Boss Uli Hoeneß genießt in der JVA Landsberg offenbar zahlreiche Privilegien. Das behauptet zumindest ein Mithäftling und klagt: "Uli regiert den Knast."
Oliver K. sitzt wegen Betrugs im bayerischen Gefängnis Landsberg ein. Mit den Haftbedingungen hat er sich arrangiert, doch ein ganz anderer Umstand macht ihm zu schaffen. "Die Zweiklassengesellschaft", so klagt Oliver K. im Nachrichtenmagazin "Stern", mache ihn wütend: "Mindestens die Hälfte der Häftlinge in Landsberg ist stinksauer, weil es ihm hier so gut geht." Damit meint Oliver K. seinen Mitinsassen Uli Hoeneß.
Wie das Magazin weiter berichtet, macht Oliver K. seinem Ärger über den prominenten Mithäftling, der eigentlich "ein netter Kerl" sei, ordentlich Luft: "Er hat eine größere Zelle, Klo und Nasszelle separat. Er duscht auf der Spitalstation, wann er will. Wir anderen haben nur kaltes Wasser, und geduscht wird zu den vorgegebenen Zeiten."
Der Insasse von Zelle 108 genieße Privilegien, von denen andere Häftlinge nur träumen könnten: "Uli ist hier so was wie ein König. Er regiert den Knast." Sogar ein Trimm-dich-Fahrrad stehe in seiner Zelle. Oliver K. will Hoeneß auf der Krankenstation kennengelernt haben, wo beide mit Sport abnehmen wollten. Der ehemalige Bayern-Präsident habe "schon viele Kilos runter, bei mir hat das nicht ganz so geklappt."
Auf Nachfrage von n-tv.de gibt es aus der JVA Landsberg selbst keinen Kommentar zu den Schilderungen von Oliver K.. Auskünfte über Hoeneß' Haftbedingungen dürfe nur das bayerische Justizminsterium geben, heißt es in Landsberg. Doch auch in München ist man zu keiner Stellungnahme gegenüber n-tv.de bereit. Man müsse sich an Recht und Gesetz halten und die Persönlichkeitsrechte des Häftlings Honeß wahren, heißt es aus der Pressestelle.
Zelle 108 wurde schön gemacht
Nach den Schilderungen von K., der über die vermeintliche Vorzugsbehandlung eine Art Dossier angelegt haben will, sollen die Vergünstigungen von Hoeneß bereits vor seinem Haftantritt begonnen haben. "Zelle 108 wurde schön hergerichtet. Es wurde durchgestrichen, eine neue Matratze gab es obendrauf." Bei anderen neuen Häftlingen passiere so etwas nicht.
Hoeneß könne "unzählige Zeitungs- und Zeitschriftenabos" beziehen, "außerdem hat er für einige Hundert Euro einkaufen dürfen. Sonst dürfen Häftlinge, die in der JVA noch keinen Job haben, nur 47 Euro ausgeben." Der Uli müsse sich mittags auch nicht bei der Essenausgabe anstellen. "Er bekommt sein Essen. Das darf er sich auch selbstständig in der Spital-Mikrowelle aufwärmen."
Auch die Besuchsregel für den ehemaligen Bayern-Chef hat das Missfallen von Oliver K. hervorgerufen. Normalerweise dürfe ein Häftling zweimal im Monat für jeweils zwei Stunden im Besucherraum Besuch empfangen. Alle Gefangenen müssten sich streng daran halten - außer Uli Hoeneß, der allein zweimal vom ehemaligen bayrischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber besucht wurde.
Hoeneß empfange "seine Gäste in einem anderen Raum. Oft kommt der Besuch, wie Stoiber, sehr spät. Darum sind die Wärter sauer. Sie müssen Überstunden machen. Die zusätzlichen Besuche werden nicht in den Büchern vermerkt und dauern oft länger als zwei Stunden." So sind Karl-Heinz Rummenigge, Pep Guardiola, Franck Ribéry, Günter Netzer, Ottmar Hitzfeld und Adidas-Boss Herbert Hainer zu Hoeneß nach Landsberg gereist.
Kaffeeplausch mit Anstaltsleiterin
Besonders bizarr wird Oliver Ks. Erzählung, wenn er auf die Anstaltsleiterin zu sprechen kommt. Die gehe mit ihrem "prominenten Häftling gern mal eine Tasse Kaffee in seiner Zelle trinken", schreibt der "Stern". Bei Hoeneß' Haftantritt habe die Dame "Kleidung ganz in Rot und Weiß getragen - den Vereinsfarben des FC Bayern." Und Oliver sagt: "Alle Wärter und Häftlinge, die sie gesehen haben, haben sich vor Lachen weggeschmissen."
So interessant sich auch die Einlassungen von Oliver K. lesen - selbst der "Stern" hat offenbar gelinde Zweifel an ihrem Wahrheitsgehalt, denn er schreibt: "Man muss einem Betrüger nicht alles glauben."