Auf Schritt und Tritt verfolgt Was ist Stalking?
04.04.2017, 13:04 Uhr
Anrufe und Textnachrichten zu jeder Tages- und Nachtzeit, so sieht Stalking oft aus.
(Foto: dpa)
Nicht nur Prominente werden Opfer von Stalkern. Der Psychoterror ist längst eine Straftat, die auch viele Deutsche erleiden. Der Beginn ist oft eine gescheiterte Liebe. Was man über das Phänomen wissen muss.
Was ist Stalking?
Stalking bedeutet im Englischen "anpirschen". Ein Stalker verfolgt, belästigt oder bedroht sein Opfer, etwa mit Briefen, Anrufen, Mails, beharrlichem Auflauern oder Nachspionieren.
Wer sind die Opfer und Täter?
Stalking rückt meist durch prominente Beispiele ins Rampenlicht - Steffi Graf, Madonna, John Lennon. Doch in der Mehrzahl geht es, auch abseits der Schlaglichter, um Trennungen nach Liebesbeziehungen. Rund zwölf Prozent aller Menschen in Deutschland werden mindestens einmal im Leben gestalkt, heißt es bei der Polizei unter Berufung auf eine Studie des Mannheimer Zentralinstituts für seelische Gesundheit. Dem Weißen Ring zufolge sind rund 80 Prozent der Betroffenen Frauen.
Was sagen die Gesetze?
Im Strafgesetzbuch gibt es seit 2007 unter den Straftaten gegen die persönliche Freiheit den Paragrafen 238 (Nachstellung). Dieser wurde vor kurzem reformiert und verschärft. Mussten Betroffene früher nachweisen, dass Stalking ihren Alltag massiv bis hin zu Jobkündigungen und Umzügen beeinträchtigt, hängt die Strafbarkeit nun von der Nachstellung an sich ab. Sie kann mit Freiheits- oder Geldstrafen geahndet werden. Eine zweite Möglichkeit, einen Stalker auf Abstand zu halten, bietet das Gewaltschutzgesetz. Es zählt zum Zivilrecht.
Wie viele Stalking-Fälle gibt es in Deutschland?
2015 wurden in der polizeilichen Kriminalstatistik rund 20.000 Fälle verzeichnet, für 2016 liegt die Zahl der Anzeigen noch nicht vor. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich viel höher. "Es gibt eine EU-weite Erhebung aus dem Jahr 2014, für die 42.000 Frauen in 28 Ländern befragt wurden", sagt Wolf Ortiz-Müller, Leiter der Berliner Beratungsstelle Stop-Stalking. "Fünf Prozent über 15 Jahren gaben an, in den letzten zwölf Monaten Stalkingverhalten ausgesetzt worden zu sein." Umgerechnet auf Deutschland würde das bedeuten, dass mehr als eine Million Frauen in einem Jahr grenzüberschreitendes Verhalten erlebt. "Mit dieser Zahl wäre ich vorsichtig. Aber es macht deutlich, dass es eine große Dimension gibt, wo Frauen und Mädchen unerwünschten Verhaltensweisen ausgesetzt sind", sagt Ortiz-Müller.
Welche Rolle spielen Internet und neue Medien?
Sie vergrößern die Möglichkeiten, Menschen zu belästigen. Bei Cyberstalking geht es um bedrängende Handlungen mit Hilfe technischer Kommunikationsmittel, zum Beispiel dem Handy oder Mails. Auch soziale Netzwerke wie Facebook werden missbraucht, wenn Stalker falsche Profile angelegen und darüber verleumderische Inhalte, intime Daten oder Bilder ihrer Opfers verbreiten. Möglich sind auch Warenbestellungen unter ihrem Namen oder der Einsatz von Spyware zur Überwachung und Manipulation. Als ein mutmaßliches Opfer erlangte die Kanadierin Amanda Michelle Todd traurige Berühmtheit. Das 15 Jahre alte Mädchen brachte sich 2012 aus Verzweiflung über einen Cyber-Stalker und wegen Mobbings um.
Quelle: ntv.de, sba/dpa