Panorama

"Weniger Frauen im gebärfähigen Alter"Zahl der Abtreibungen nimmt ab

05.03.2012, 13:31 Uhr
beratung
Voraussetzung für einen legalen Schwangerschaftsabbruch ist ein Beratungsgespräch. 97 Prozent der Frauen, die 2011 abtrieben, gingen vorher zur Beratung. (Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)

Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist im Jahr 2011 auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gesunken. Das liegt hauptsächlich daran, dass es weniger Frauen im gebärfähigen Alter gibt. Ein leichter Trend gegen die Abtreibung ist dennoch erkennbar.

Immer weniger schwangere Frauen in Deutschland treiben ab. Rund 108.900 Abbrüche wurden im vergangenen Jahr gezählt, das war die niedrigste Zahl seit 15 Jahren. Im Vergleich zu 2010 wurden knapp 1600 weniger Abtreibungen gemeldet, so das Statistische Bundesamt in Wiesbaden.

"Die reinen Zahlen gehen zurück. Das liegt allerdings auch daran, dass die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter zurückgeht", sagt Hans-Jürgen Heilmann vom Statistischen Bundesamt n-tv.de. Wenn man diesen Faktor miteinbeziehe, sei jedoch immer noch ein Rückgang der Schwangerschaftsabbrüche erkennbar.

Gründe nicht erfasst

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15 Prozent der Abbrüche werden mit der Abtreibungspille Mifegyne vorgenommen. Sie ist seit 2003 auf dem Markt. (Foto: picture-alliance / dpa)

Gemessen an 10.000 gebärfähigen Frauen im Alter von 15 bis 44 Jahren waren 2001 noch 80 Schwangerschaften beendet worden. Das waren acht mehr als 2010. Für 2011 gibt es diese Zahl noch nicht. "Die absolute Zahl der Abtreibungen geht seit 2004 kontinuierlich zurück", bestätigt Heilmann.

Die Gründe dafür, dass weniger schwangere Frauen sich für eine Abtreibung entscheiden, können laut Heilmann nicht erfasst werden. "Die statistische Erfassung läuft über die Arztpraxen und Kliniken. Die Beweggründe im Einzelfall oder soziale Aspekte werden dabei nicht übermittelt."

Weniger Abbrüche bei Minderjährigen

Erfasst wurde aber, in welchen Altersgruppen am häufigsten abgetrieben wird. Knapp drei Viertel der Frauen, die im vergangenen Jahr abgetrieben haben, waren demnach zwischen 18 und 34 Jahre alt. In der Gruppe der 35- bis 39-Jährigen waren es 14 Prozent. Fast 8 Prozent hatten ihren 40. Geburtstag schon hinter sich. 40 Prozent der Schwangeren hatten noch kein eigenes Kind.

Die Zahl der Minderjährigen, die eine Schwangerschaft abgebrochen haben, ging ebenfalls weiter zurück - innerhalb eines Jahres um 450 auf rund 4000. Ihr Anteil an allen Schwangerschaftsabbrüchen betrug damit 2011 rund 4 Prozent.

97 Prozent der gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche wurden nach der Beratungsregelung vorgenommen. Bis einschließlich zur zwölften Woche können Frauen in Deutschland eine normale Schwangerschaft abbrechen. Voraussetzung ist ein Gespräch bei einer Beratungsstelle. Medizinische und kriminologische Indikationen - etwa bei Schwangerschaften nach einer Vergewaltigung - waren in 3 Prozent der Fälle die Begründung für die Abtreibung.

Bei zwei von drei Schwangerschaftsabbrüchen wurde die Absaugmethode (Vakuumaspiration) eingesetzt; bei 15 Prozent wurde das Medikament Mifegyne verwendet.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa