Politik

Kuh oder Bauer? Abwrackprämie für Kühe

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Viele Jahre lang haben Wissenschaftler gebraucht. um Kühe leistungsfähiger zu machen. Das rächt sich jetzt.

Viele Jahre lang haben Wissenschaftler gebraucht. um Kühe leistungsfähiger zu machen. Das rächt sich jetzt.

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Die Preise für Milchprodukte sind weiter im freien Fall. Zur Stützung der Milchpreise kaufen die EU-Länder erstmals seit Jahren wieder große Mengen Butter und Magermilchpulver auf. Bei Magermilchpulver macht die staatlich gekaufte Menge bereits ein Fünftel der gesamten Jahresproduktion der EU aus. Damit wurden in den letzten Monaten hunderttausende Tonnen Butter und Magermilchpulver aufgekauft. Doch offenbar scheinen Milchseen und Butterberge noch immer nicht zu reichen, um die Preise stabil zu halten. Ein Vorschlag der EU-Kommission zielt auf die Reduzierung der Produzenten ab: Milchbauern sollen ihre Höfe aufgeben und Milchkühe getötet werden. Die Grünen-Politikerin Renate Künast ist empört und spricht von einer "Abwrackprämie für Kühe".

Der Deutsche Bauernverband hingegen ist offen für eine Schlachtung von Milchkühen. Das sagte der Generalsekretär des Verbandes, Helmut Born, in Berlin. Demnach sollen Milchbauern finanziell unterstützt werden, wenn sie in den Vorruhestand gehen oder ihren Betrieb umstellen wollen und deshalb ihre Milchkühe zum Schlachter bringen. Laut Born soll das Geld aus bislang nicht genutzten EU-Agrarmitteln kommen. Benötigt würden einmalig zwischen 400 und 600 Millionen Euro.

Überrascht von der Krise

Früher bekamen Kälber Trockenmilch, heute die Frischmilch ihrer Mütter.

Früher bekamen Kälber Trockenmilch, heute die Frischmilch ihrer Mütter.

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In einer Analyse der EU-Kommission zum Milchmarkt ist der Vorschlag enthalten, die Zahl der Milchkühe europaweit zu reduzieren. Der Bauernverband war bislang gegen solche Maßnahmen. Jetzt spricht Born von einer "Ausnahmesituation": "Auch wir sind überrascht worden von der Heftigkeit der Finanz- und Wirtschaftskrise und deren Folgen in die Märkte hinein", erklärte er. Nach dem aktuellen Konjunkturbarometer des Verbandes bewerten die deutschen Bauern ihre gegenwärtige wirtschaftliche Lage deutlich schlechter als noch im Frühjahr dieses Jahres. Vor allem die Stimmung unter den Milchbauern ist wegen der niedrigen Milchpreise auf einem Tiefpunkt angekommen.

Eineinhalbmillionen tote Kühe bringen den "Kick"

Born erklärte, Deutschlands Milchbauern produzierten in einem hohen Maße für den Export. Jedoch hätten vor allem die Staaten der früheren Sowjetunion und die Öl exportierenden Schwellenländer ihre Milchimporte drastisch eingeschränkt. Wenn kurzfristig die Zahl der Milchkühe sinke, könne Druck vom Milchmarkt genommen werden. Laut Born gibt es europaweit etwa 30 Millionen Milchkühe. Würden etwa eineinhalb Millionen Tiere geschlachtet und gleichzeitig Maßnahmen zur Belebung der Milchnachfrage ergriffen, müsse es "den Kick geben, um aus dem tiefen Tal wieder herauszukommen", sagte der Generalsekretär.

Konkrete Abwrackprämie

Laut Born könnten pro Kuh, die vom Markt verschwindet, rund 500 Euro gezahlt werden. Hinzu kommt der Betrag, den der Landwirt vom Schlachter bekommt. Er betrage gegenwärtig 800 bis 900 Euro pro Kuh. Wenn sich die Situation auf dem Milchmarkt kurzfristig nicht ändere, käme es laut Born wahrscheinlich zu einem "echten Milchbauernsterben". Bereits heute gäben europaweit jährlich zwischen drei bis vier Prozent der Milcherzeuger auf. Dies reiche aber nicht aus, um die Situation zu entspannen. Im bundesweiten Durchschnitt bekommen die Milchbauern nach Verbandsangaben derzeit etwa 22 Cent pro Liter Milch.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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